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Glosse

Sh*t happens: Was berühmte kluge Köpfe uns über Fehlertoleranz lehren

Die Tanzspiegel-Redaktion philosophiert über ihre Fehler – und wie sie künftig damit umgeht

Es geschieht an verschiedenen Orten in Deutschland: Ein Postbote steht nichts Böses ahnend vor einem Wohnhaus, in der Hand hält er Umschläge, Werbeprospekte sowie ein paar Modekataloge. Und ein Magazin. Bevor er den Stapel einwerfen kann, fliegt die Haustür auf und ein übernächtigtes Menschwesen – ob Männlein oder Weiblein ist kaum erkennbar – rupft ihm besagtes Heft aus der Hand. Es blättert, lächelt selig und quietscht vor Glück. Plötzlich fallen die Mundwinkel herab, die Augenbrauen schießen in die Höhe, Schnappatmung setzt ein. Sind das Tränen, die da kullern? Geknickt den Kopf schüttelnd dreht sich das Menschlein um und wirft die Türe hinter sich zu. Der Postmann bleibt verwirrt zurück. Was war passiert?

Die Antwort ist simpel: Eine(r) von uns – und mit uns ist das Tanzspiegel-Team gemeint - hat einen Fehler in Über-, Unter- oder sonst einer Schrift entdeckt. Und grämt sich. Sehr. Denn wir sind ebenfalls begeisterte Fans unseres Verbandsmagazins und können es zuweilen kaum erwarten, bis das in liebevoller Kleinarbeit hergestellte Werk im Briefkasten landet. Und eben weil wir so viel Herzblut und Gehirnschmalz in jede Ausgabe stecken, um sie so gut zu machen wie sie sein kann, schmerzt jeder noch so kleine Tipp-, Druck- oder Flüchtigkeitsfehler. Von größeren Missgeschicken – als wir beispielsweise Sven Traut zur Verbandstrainerin gemacht (Ausgabe 12/2021) oder den Buchstabensalat im Wort „Fairniss“ übersehen haben (Ausgabe 04/2022) – erholen wir uns nur langsam. Um herauszufinden, wie wir in Zukunft besser mit unseren Fehlern umgehen können, haben wir prominente Berater*innen befragt.

Denn natürlich wissen wir, dass Späne fallen, wo gehobelt wird, und manchmal happens auch Shit, aber eine konstruktive Zukunftsperspektive zeigen uns diese Redewendungen nicht auf. Physik-Legende Stephen Hawking bringt uns etwas weiter, denn er meint, dass es eine der Grundregeln des Universums ist, dass nichts perfekt ist und dass ohne Unvollkommenheit „weder Sie noch ich existieren“ würden. Aha, manchmal entsteht aus Fehlern also etwas Gutes, aber wie genau sollen wir das anstellen? „Seien Sie stolz auf Ihre Fehler“, meint Bestseller-Autor Neil Gaiman. Wie bitte?! „Naja, stolz ist vielleicht nicht das richtige Wort, aber respektieren Sie sie, schätzen Sie sie, seien sie freundlich zu ihnen, lernen Sie aus ihnen.“ Diese Antwort können wir schon eher akzeptieren, auch wenn sie ziemlich unkonkret ausfällt. „Suche nicht nach Fehlern, suche nach Lösungen“, rät uns Erfinder Henry Ford.

Hier kommen wir der Sache schon näher, denn wir lieben lösungsorientiertes Denken und beschließen, es künftig wie Modedesignerin Coco Chanel zu halten: „Es sind nicht die Erfolge aus denen man lernt, sondern die Fiaskos“. Und nehmen unsere Fehler zum Anlass, interne Prozesse und Abläufe zu überdenken und sie, wo es möglich ist, zu verbessern.

Das Selbstzerfleischen lassen wir in Zukunft aber sein, denn so ärgerlich Fehler sind, so sind sie doch menschlich. Das sagt zumindest ein altes Sprichwort, das vermutlich seine Hausaufgaben aus der Bibel abgeschrieben hat, wo zu lesen steht: „Wer ohne Fehler ist, der werfe den ersten Stein“.

Wir jedenfalls lassen jetzt erst einmal Rag ’n’ Bone Man lauthals aus dem Lautsprecher „I’m only human, I make mistakes“ brüllen und widmen uns wieder dem, was wir am meisten lieben: dem Tanzsport und seinem Magazin.

Sandra Schumacher

Bericht aus dem "Tanzspiegel"-Magazin (Ausgabe 5/2022)