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Interview

Junioren-Tanzweltmeister: "Wir tanzen wie wir sind"

Luna Maria Albanese und Dimitrii Kalistov: So ticken die Junioren-Weltmeister im Lateintanzen 

Wie habt ihr euch gefühlt, als ihr wusstet, dass ihr die neuen Weltmeister seid?

Luna: Es war ein unglaublicher Moment für uns, ich kann es überhaupt nicht erklären oder beschreiben. Es war einfach nur wow.
Dimitrii: Ich kann da nichts hinzufügen. Es war ein tolles Gefühl, aber es gibt keine Worte dafür. Auch wenn seitdem schon zwei Wochen vergangen sind, können wir es immer noch nicht so richtig fassen, weil sich in unserem Leben dadurch ja nichts geändert hat.

Wie groß war das Nervenzittern in den Augenblicken zuvor?

Dimitrii: Aus den Lautsprechern war dieser Herzschlag zu hören und ich habe nur gedacht: „Bitte verkündet das Ergebnis schneller, macht die Pause nicht so lang, wir können grad echt nicht mehr länger warten.“
Luna: Ich war so nervös und habe so gebetet, dass wir es schaffen. Zu Beginn des Turniers wusste ich, dass es schwierig werden würde, weil viele starke Paare am Start waren. Mir war es wichtig, gut zu tanzen und mich gut dabei zu fühlen, und ich war der Überzeugung, dass der Rest dann kommen würde. Ich konnte es natürlich nicht wissen, aber ich hatte es im Gefühl, dass wir gewinnen würden.

Wie habt ihr die Heimspiel-Atmosphäre wahrgenommen?

Dimitrii: Auf der einen Seite macht es die Sache einfacher, weil du das Gefühl hast, dass all diese Menschen in dieser vollen Halle nur deinetwegen da sind und dich gewinnen sehen wollen. Auf der anderen Seite ist es aber schwierig, weil du ihre Erwartungen nicht enttäuschen und unbedingt deine beste Leistung zeigen möchtest.
Luna: Normalerweise empfinde ich das genauso, selbst wenn nicht viel Publikum da ist. Diesmal war mein Kopf aber frei, ich hatte mein Ziel vor Augen und wusste genau, was ich dafür tun wollte. So eine tolle Atmosphäre habe ich noch nie erlebt. Sie hat mich zwar gepusht, aber ich habe sie auch ein wenig ausgeblendet, um mich nicht zu sehr auf das Publikum zu konzentrieren und mehr bei uns zu bleiben. Deswegen hat diese Kulisse mir diesmal einfach nur ein gutes Gefühl gegeben, und ich bin den Leuten sehr dankbar dafür.

Wie sehr wolltet ihr dieses Turnier gewinnen?

Luna: Für uns war es der wichtigste Wettkampf überhaupt, und ich denke, dass wir diesen Titel mehr wollten, als alle anderen Paare auf der Fläche. Nicht deshalb, weil wir zu Hause getanzt haben, sondern weil das Tanzen uns beiden einfach alles bedeutet. Aber wir waren auch sehr gut vorbereitet.

Dimitrii: Genau. Wir waren beispielsweise im Finale überhaupt nicht müde oder kaputt. Für uns war es die beste Runde des ganzen Tages.

Luna: Manchmal hast du nach so vielen Runden das Gefühl, du stirbst eigentlich schon und du weißt gar nicht, wie du den nächsten Tanz noch auf die Fläche bringen sollst. Das ist aber eine reine Kopfsache, denn der Körper könnte es problemlos. Bei der WM hatten wir dieses Gefühl nicht, wir waren beide das gesamte Turnier über an und konnten uns von Runde zu Runde steigern.

Worauf habt ihr euch im Training unmittelbar vor der WM konzentriert?

Luna: Auf unsere Präsentation und das Partnering. Kurz vor der WM haben wir im Training immer so getanzt, als ob wir gerade auf der Wettkampffläche stehen würden – auch dann, wenn niemand außer uns in der Halle war. Das machen wir vor einem Turnier immer so. Insbesondere für mich ist das sehr wichtig, damit ich mich besser auf uns als Paar fokussieren kann und nicht zu sehr in mein eigenes Feeling reingehe. Es gibt manchmal so Tage, da bin ich zu sehr in mir drinnen, was dazu führen kann, dass unsere gemeinsame Performance gebrochen aussieht. Das wollen wir im Turnier natürlich vermeiden.

Wo seht ihr eure Stärken als Tanzpaar?

Luna: Wir kommen super miteinander klar, sind enge Freunde und kommunizieren gut miteinander. Wenn mal etwas nicht klappt, finden wir immer Lösungen. Ich glaube, das macht es einfacher, auf der Fläche gut miteinander zu tanzen. Und wir tanzen wirklich zusammen, das ist das Wichtigste. Wir sind immer aufeinander fokussiert, aber wir spielen trotzdem noch mit dem Publikum. Ein weiterer Punkt ist, dass wir auch sehr musikalisch und präsent sind.

Dimitrii: Außerdem bilden wir auf der Fläche ein gemeinsames Bild. Und wir haben unseren eigenen Stil, der mit unseren Persönlichkeiten zusammenhängt und dazu passt.

Luna: Genau. Wir tanzen nicht wie andere, wir tanzen, wie wir sind.

Was schätzt ihr tänzerisch an eurem Partner am meisten?

Dimitrii: Luna ist Drama. Auf der Fläche ist sie immer sehr emotional und ist – sowohl auf dem Parkett als auch im Leben – durch und durch Mädchen.

Luna: Ich mag besonders seinen Rahmen, und er ist mega gut darin, auf der Fläche Platz zu schaffen. Außerdem präsentiert er uns beide als Paar und nicht nur sich selbst.

Und auf menschlicher Ebene?

Luna: Dima ist wie die Sonne, er hat immer eine positive Energie. Er lacht sogar dann noch, wenn wir schon zehn Stunden trainiert haben und gerade auf dem Heimweg sind. Außerdem tut er nichts ohne vorher darüber nachzudenken. Er denkt ständig, ich überhaupt nicht, da gleichen wir uns gegenseitig aus.

Dimitrii: Viele Leute denken, Luna wäre kompliziert, für mich ist sie das aber überhaupt nicht. Ein kleines bisschen vielleicht, aber das sind wir ja alle. Sie ist nett und nicht wie alle anderen.

Was ist euer nächstes großes Ziel?

Luna: Als nächstes möchten wir die GOC gewinnen. Nächstes Jahr wechseln wir in die Jugend und dann wird es für uns schwerer werden. Aber wir werden viel trainieren.
Wir wünschen euch viel Erfolg und bedanken uns für das Gespräch.
Sandra Schumacher