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Alarmierende Entwicklung: 2040 wird es in Österreich bei den Pensionen eng

Es ist kein Geheimnis, dass viele europäische Länder, darunter auch Österreich, vor der Herausforderung stehen, ihr Pensionssystem nachhaltiger zu gestalten. Am Wochenende hat eine Studie des "Centre for Economic Policy Research" (CEPR) das Licht der Welt erblickt, die eine alarmierende Entwicklung aufzeigt - gerade auch für Österreich. Die meisten der elf untersuchten europäischen Länder sowie die USA werden im Laufe der nächsten zehn bis 20 Jahre das Pensionssystem radikal umbauen müssen, so das Ergebnis der Studie.

Wie viel budgetären Spielraum eine Regierung hat, um die öffentlichen Renten zu finanzieren, haben sich die Forscher angesehen. Lukas Sustala, Ökonom und Direktor des Neos-Lab, der die Studien in Umlauf gebracht hat, beurteilt die Arbeit so: "Es ist ein spannender Ansatz, um darauf hinzuweisen, wie wichtig es bei solchen langfristigen Systemen ist, rechtzeitig gegenzusteuern." Generell, sagt Sustala, skizzieren Pensionsvergleichsanalysen oft nur die laufenden Kosten oder "Defizite", selten aber die Spielräume in Relation zum Steueraufkommen. Die Studie untersucht den budgetären Puffer für Pensionen auf Basis der Steuern und Abgaben auf Arbeit.

Besteuerung des Faktors Arbeit

Ein zentraler Faktor, der die Nachhaltigkeit der Rentensysteme untergräbt, ist die Besteuerung des Faktors Arbeit. Laut den Autoren reichen die Einnahmen nicht aus, um die Kosten für das Pensionssystem langfristig zu decken. "Prinzipiell wäre das schon möglich, aber mit neuen Schulden", sagt Sustala. Der Ökonom zitiert in diesem Zusammenhang den früheren Finanzminister und jetzigen Industriellen Hannes Androsch, der einst sagte: "Wenn man sagt, die Pensionen sind sicher, dann ist eben das Budget nicht sicher." Die entstehende Lücke hänge, so die Studienautoren, von der Demografie, dem Pensionsantrittsalter und der Ersatzquote ab. Sustala schlussfolgert: "Weswegen eine generelle Finanzierung aus dem Budget immer notwendiger wird."

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der finanzielle Spielraum in den untersuchten Ländern zwischen fünf und 57 Prozent variiert. Nur drei Länder, die USA, das Vereinigte Königreich und Irland, verfügen über einen budgetären Puffer jenseits der 40 Prozent. Diese drei Länder haben auch die kleinsten Ersatzquoten und die niedrigsten Steuersätze. Den kleinsten budgetären Spielraum der zwölf untersuchten Länder haben Belgien, Österreich, Frankreich und Italien. Österreich gehört zu jenen Ländern, die einen schmalen Puffer unter zehn Prozent aufweisen.

Budgetärer Spielraum aufgebraucht

Österreich dürfte, so die Studie, den budgetären Spielraum spätestens 2040 aufgebraucht haben, Frankreich und Italien bereits 2030. Diese vier Länder haben heute bereits die höchsten Ersatzquoten und die höchsten Steuersätze auf Arbeit. Sustala merkt an: "Die Ausgaben steigen wegen der Demografie, die Abgaben können nicht weiter steigen." Die Experten sehen drei Optionen vor, um das System nachhaltig zu gestalten: die Anhebung der Steuer auf Konsumgüter um fünf Prozent, die Senkung der Rentenzahlungen um zehn Prozent, die Anhebung des Renteneintrittsalters um zwei Jahre. Wofür sich die Länder dann entscheiden, steht in den Sternen, denn nahezu alle drei Optionen lassen sich politisch schwer durchsetzen. Aber: Je länger zugewartet wird, umso heftiger der Umbau.

Die Studie "Pension Systems (Un)Sustainabilty and Fiscal Constraints: A Comparative Analysis" wurde von Burkhard Heer, Vito Polito und Michael Wickens verfasst.

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