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„Jeder Mensch hat eine Story, nicht nur die Promis."

Dr. Dirk Ippen beim Besuch an der MHMK Hochschule in München

Leise schleicht sich der Dr. jur. in den Vorlesungsraum der MHMK in München. Er trägt Cordhosen, ein lila-weiß kariertes Hemd, darüber einen grünen Pullover. Seine dunkelblaue Brille umrandet die wachen, ebenfalls blauen Augen.

Dr. Dirk Ippen, einer der größten Zeitungsverleger Deutschlands darf aus dem Nähkästchen plaudern. Ihm gehört unter anderem der Münchner Merkur, die aber auch die kleinste Zeitung Schleswig-Holsteins, das Fehmarnsche Tageblatt. An diesem grauen Dezembermorgen sitzt Dr. Ippen vor einer guten Handvoll Journalistik-Absolventen im weißgestrichenen Vorlesungsraum.

„Konventionellen Medien sage ich eine lange, lange Zukunft voraus."

Seine Uhr legt der 73-Jährige ab, damit er die Redezeit nicht überschreitet. Zunächst möchte Ippen von den Studenten erfahren, welche beruflichen Erfahrungen sie bereits gesammelt haben. Er notiert sich die einzelnen Namen auf einem Zettel und fängt im Anschluss sofort im Plauderton an zu erzählen.

Wie wichtig der Printmarkt nach wie vor sei, schließlich seien 80 Prozent der Journalisten bei Lokaltiteln tätig. In Deutschland gäbe es immerhin 1.500 Lokalredaktionen. Den Fernsehmarkt findet er eher „schwierig", insbesondere wenn es um Lokal-TV, wie beispielswiese münchen.tv geht, an dem Ippen ebenfalls beteiligt ist. Lokale Reichweite im Fernsehen trägt sich seiner Meinung nach nur in großen Städten, wie München, Berlin oder Hamburg.

Technischen Neuerungen gegenüber offen

Ippen verschließt sich neuen technischen Entwicklungen als „mühsamer Immigrant", wie er sich selbst bezeichnet, nicht. Sein schwarzes Smartphone liegt vor ihm auf dem Tisch. Freimütig erzählt Ippen, dass er Newsletter auf sein Handy bekommt und auch mal eine Kino-App abruft.

Bezahlschranken für Inhalte im Online-Journalismus, wie BILD sie mittlerweile eingeführt hat, sieht er durchaus als Trend. „Solche Entwicklungen", so Ippen, „kommen immer aus den USA". Aktuelle Nachrichten aus aller Welt oder Börseninformationen könne man eben schneller online abrufen, dafür warte man nicht auf die Zeitung. Technisch gesehen ist die Ippen-Verlagsgruppe bereits auf „Paid Content" vorbereitet, das verriet im Sommer 2013 Ippen-Digital-Chef Cornelius Baier in der W&V.

Samstagskolumne unter Druck

Auch solle man sich darüber im Klaren sein, dass „geistig Interessierte" immer eine Minderheit sind. Für ihn spielen Journalisten eine wichtige Rolle, sie sind die „Verstärker, was in einer Gesellschaft so vor sich geht." Ippen erzählt, dass er sich beispielsweise gerne mit Taxifahrern unterhält. Als Journalist müsse man sich für Menschen und deren Geschichten interessieren.

Seine Samstagskolumne des Münchner Merkurs schreibt Ippen übrigens nach wie vor selbst, ab Mittwochs fange immer „der Druck an".

Dr. Dirk Ippen wurde 1940 in Rüdersdorf bei Berlin geboren. Seinen Eltern gehörte der Verlag des „Westfälischen Anzeigers". Zu seiner Verlagsgruppe gehören außerdem die Hessisch/Niedersächsische Allgemeine (HNA), die Offenbach-Post und Anteile am OVB (Oberbayerisches Volksblatt). 2005 hat er die Geschäftsleitung an seinen Neffen Daniel Schöningh übergeben. Ippen lebt in Gräfelfing bei München.

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