Im Repair Café machen Garchinger defekte Gegenstände wieder einsatzbereit. Doch es ist viel mehr als eine Ehrenamtlichen-Werkstatt.
Garching - Mit einem Feinlötkolben befestigt Georg Zimmermann einen gerissenen Draht an einem Lithium-Akku. Eine kleine Rauchfahne steigt auf. Dann sitzt der Draht wieder fest am Akku der kleinen Powerbank, die auf Zimmermanns Reparaturtisch im Gemeindesaal der Laudatekirche liegt. Er ist einer von zehn ehrenamtlichen Tüftlern, die sich regelmäßig im Garchinger Repair Café treffen, um defekte Gegenstände zu richten.
Während er werkelt, erklärt er jeden einzelnen Arbeitsschritt und erfüllt so bereits einen Grundsatz des Repair Cafés: Hilfe zur Selbsthilfe. Einen Tipp, den er jedem Tüftler und jeder Heimwerkerin mit auf den Weg gibt: „Legt euch Kontaktspray zu. Oft sind die Geräte durch Staub oder Öl verschmutzt. Das Kontaktspray ist da ein wahres Wundermittel."
„Im Mittelpunkt stehen die Nachhaltigkeit und die soziale Dimension"Immer mehr Hobbyhandwerker engagieren sich ehrenamtlich in sogenannten Reparatur-Cafés. Allein in und um München gibt es über 50 dieser Initiativen. Ulrike Haerendel vom Verein „Lebendiges Garching" gründete 2016 das erste Repair Café in der Universitätsstadt. Der Anlass für die Gründung sei ein Vortrag des Generaldirektors des Deutschen Museums in München, Wolfgang Heckl, gewesen. Er referierte damals in der Garchinger Stadtbibliothek über die Kultur der Reparatur und ließ den Funken des Do-It-Yourself-Prinzips überspringen. „Im Mittelpunkt stehen aber ganz klar der Gedanke der Nachhaltigkeit und die soziale Dimension", sagt Haerendel.
Das Repair Café ist ein Treffpunkt, an dem die Garchinger zusammenkommen, über die mitgebrachten Geräte fachsimpeln und bei Kaffee und Kuchen ins Gespräch kommen. „Aufgrund der Maskenpflicht gibt es gerade leider kein Kuchenbüfett. Derzeit sind wir eher ein Servicebetrieb und das soziale Miteinander fällt ein Stück weit weg", sagt Haerendel.
3D-Drucker für ErsatzteileTrotz des fehlenden Kuchens herrscht im Raum der Laudatekirche eine ausgelassene Stimmung. Hinter Georg Zimmermanns Werkbank wird an einem Kassettenrekorder herumgetüftelt. In der Mitte rattert eine Nähmaschine im Dauerbetrieb. Über die fünf Reparaturtische wandern an diesem Tag unter anderem ein Toaster, ein Beamer, ein Drucker, ein Pürierstab und ein ferngesteuertes Rennauto, das eine ältere Dame mit ihrem Enkel abgegeben hat. Anja Papenfuß, 32, und ihr Partner Kiarasch Kuschki, 41, beugen sich über einen City-Roller. Die beiden sind an diesem Wochenende zum ersten Mal dabei. „Wir beide sind - im Gegensatz zu vielen Kollegen hier - nicht vom Fach, aber wir sind handwerklich einigermaßen begabt", erzählt Papenfuß.
Auf dem Tisch neben ihr steht ein kleiner 3-D-Drucker. Hier können fehlende Ersatzteile, die im Repair Café benötigt werden, erst am Laptop gezeichnet und dann passgenau gedruckt werden. Kiarasch Kuschki, der Architektur studiert hat, las sich aus privatem Interesse in die Welt des 3D-Drucks ein und legte sich bald einen eigenen mobilen Drucker zu. Mit dem dazugehörigen Material, das aus Maisstärke hergestellt wird, können nun Einzelteile nachgebildet werden. „Wenn am Nähtisch beispielsweise ein Knopf fehlt, bräuchte ich etwa eine Viertelstunde, um diesen nachzuzeichnen und nochmal eine halbe Stunde für das Ausdrucken", erklärt Kuschki. Allerdings könnte man das Kleidungsstück mit dem Knopf aus Maisstärke nicht allzu heiß waschen. „Es gibt aber auch hochwertigere Materialien, die diese Temperatur locker aushalten".
„Da hat man dann natürlich ein Erfolgsgefühl."Mit dem 3-D-Druck wollen die beiden Garchinger eine neue Technik beisteuern. Bisher bestand noch kein Bedarf und der Drucker wartet noch auf seinen Einsatz. Der City-Roller kann wohl auch ohne die Technologie gerichtet werden. „Der Roller wurde anscheinend ohne Anleitung geliefert", so Papenfuß. „Jetzt müssen wir die Feder, die im Inneren verbaut ist, hochziehen, damit wir den Steckkolben befestigen können". Anja Papenfuß und Kiarasch Kuschki glauben beide, dass sie das Gefährt reparieren können. „Da hat man dann natürlich ein Erfolgsgefühl."
Die Powerbank, über die sich Georg Zimmermann gebeugt hat, kann an diesem Nachmittag hingegen nicht mehr funktionstüchtig gemacht werden. Sie ist komplett entladen und so müsste man zuerst die drei verbauten Chips und den Lithium-Akku nachbestellen und aufwendig auswechseln.
Erfolgserlebnisse gibt es in der Werkstatt aber zur Genüge: der Toaster wird wieder heiß, der City-Roller fährt und im Hintergrund dudelt der Kassettenrekorder vor sich hin.
Das nächste Garchinger Repair Café wird voraussichtlich im Februar 2022 stattfinden. Aktuelle Infos gibt es hier. von Sabrina Graf Weitere Nachrichten aus Garching und dem Landkreis München finden Sie hier.