Lüdenscheid/Meinerzhagen. (rk) Martin Reinersmann ist am Donnerstag früh aufgestanden. Sehr früh. Der Lüdenscheider ist Bahn-Enthusiast. Und da wollt er er dabei sein, wenn auf der Strecke Meinerzhagen - Köln die Regionalbahn (RB 25) wieder rollt. Deswegen steht er schon um 5.30 Uhr am Bahnsteig in Meinerzhagen, als der erste Zug planmäßig nach fast 28 Jahren einfährt.
Im Zug trifft er einen Bekannten, auch bekennender Bahn-Fan. Daneben sind um diese Zeit ein paar Berufspendler unterwegs - und Jecken. Sie nutzen die neue Verbindung, um zur Weiberfastnacht nach Köln zu fahren. Reinersmann hat sich extra freigenommen. Einmal Köln und zurück mit dem neuen Zug, der ab 2016 auch bis Lüdenscheid fahren soll. Der Bahn-Fan freut sich, dass endlich wieder Züge fahren. „Ohne Hermann Reitz", meint Martin Reinersmann, wäre das wohl nicht der Fall. Reitz, langjähriger Vorsitzender des Bürgervereins zur Förderung des Schienenverkehrs (BFS), hatte sich immer für die Bahn und den Erhalt der Strecken eingesetzt. Er war 2010 verstorben. Zu erleben, dass ab Meinerzhagen - und demnächst auch ab Lüdenscheid - die Bahn wieder nach Köln fährt, wäre für ihn eine Genugtuung gewesen.
Wert des Schienennetzes wird immer noch verkanntTrotz des Erfolges, haben viele den Wert von Bahnstrecken offenbar nicht erkannt. In Halver stehen die Zeichen auf Stopp für die Schleifkottenbahn. Kommt es nicht kurzfristig zu einer Lösung, dürfte die Strecke wohl stillgelegt werden. Statt Schienen könnte dann ein Fahrradweg von Oberbrügge im Volmetal hoch nach Halver führen. Ein Stück Infrastruktur wäre damit vernichtet - und eine Chance für ein Nahverkehrsmittel der Zukunft vertan, zumindest in der Region verspielt.
Schienentaxi scheitert an bürokratischen HürdenDer Testbetrieb eines Schienentaxis auf der Schleifkottenbahn ist ebenso an bürokratischen Hemmnissen gescheitert, wie die technisch mögliche Verlängerung der Strecke bis nach Brügge. Hier hätte ein Schienentaxi als Zubringer zur Volmebahn dienen können. Friedrich-Wilhelm Kugel, Geschäftsführer der Schleifkottenbahn und Vater der Schienentaxi-Idee, hat die Nase voll von dem Hickhack. Er will aufgeben. Das Schienentaxi als Zubringer für die Bahn hätte auch ein wegweisendes Regionale-Projekt sein können, mit dem die Volmegemeinden ihr vielbeschworenes Zusammenwachsen hätten unter Beweis stellen können.
Zumindest Bahn-Freunde wie Martin Reinersmann aber freuen sich erstmal, dass überhaupt wieder Züge fahren, wo fast drei Jahrzehnte Gleiskörper vor sich hingammelten.
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