1 Abo und 0 Abonnenten

Der niederrheinische Schacht

Der niederrheinische Schacht
1977 / 1978:  Mit Teufbeginn wird der Schacht zur Fortsetzung einer Zeche und später zu seiner eigenen Zeche
Das eigentlichen Abteufen des Schachtes beginnt im August 1978. Der Gefrierschachtteil wird in fünf Monaten fertiggestellt. Ab Januar 1979 wird der Gleitausbau in den oberen 160 m eingebracht.
Auf einer ringförmigen Stahlbetongründung mit Widerlager im festen Gestein wird eine wasserdicht verschweißte Stahlröhre von 8 mm Wanddicke aufgebaut. Zwischen Stahlröhre und Außenschale verbleibt ein 25 cm weiter Ringraum, der später mit zähflüssigem Asphalt als Gleitschicht verfüllt wird. In die Stahlröhre wird schlüssig eine 70 cm starke Ortbetonstahlröhre gesetzt. Der Schachtausbau im Fliesssandbereich wird im März 1979 fertig.
Ende Oktober 1979 erreicht der Schacht nach Weiterteufen im standfesten Deckgebirge das Steinkohlengebirge und die Teufe der 800-m-Sohle. Dabei werden Fortschritte erreicht von bis fast 5 m täglich und bis zu 108 m monatlich einschließlich Einbringen der gebirgsverbundenen, aus Ortbeton gegossenen 40 cm dicken Stahlbetonschale.
1981-1983: Der Schacht geht für Seilfahrt, Materialförderung und Wetter in Betrieb.
Anfang Dezember 1981 ist bei klarem Frostwetter Richtfest am Schacht. Das Betriebsgebäude ist im Rohbau fertig. Der Vertreter der Stadt freut sich, daß es nun wieder eine Bergbaustadt ist. Werksleiter Jünemann und Betriebsratsvorsitzender Saland begrüßen die Gäste, halten Ansprachen und danken den Männern der Bauunternehmung.
Am 10. Juni 1983 ist bei heiterem Wetter feierliche Einweihung der neuen Schachtanlage. Unter den Klängen der Bergmannskapelle "Am Brunnen vor dem Tore" empfangen Vorstand, Werksleitung und Betriebsrat die Gäste aus Kirche, Politik, Gewerkschaft, Wirtschaft und Verwaltung.
Der Bergwerksdirektor begrüßt den Bischof von Münster und den Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen und dankt ihnen, mit den Bergleuten und Gästen einen ökumenischen Gottesdienst feiern zu wollen. Er begrüßt den Landeswirtschaftsminister, Bundes- und Landtagsabgeordnete, Aufsichtsräte und Vorstände ansässiger Bergbau- und Energieunternehmen, den Regierungspräsidenten, den Präsidenten des Landesoberbergamtes, die Bergamtsleiter, die Bürgermeister von Datteln, Oer-Erkenschwick und Haltern mit Räten und Verwaltung, die Repräsentanten des Kreises und der Kreisverwaltung, den geschäftsführenden Vorstand der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie, Belegschaft, Betriebsrat und ehemalige Mitarbeiter, die Vertreter der Medien; er dankt allen, die zum Gelingen des Werks beigetragen haben herzlich, und wertet ihr Erscheinen als Verbundenheit zur Kohle und trotz deren Tiefs als Vertrauen auf deren Zukunft.
Das Werk zu errichten, habe zwölf Jahre gedauert, davon der Bau der sichtbaren Gebäude nur zwei Jahre; mit einem bisherigen Aufwand von rd. 350 Millionen DM würden außer 2.500 Arbeitsplätzen beim Bergwerk auch mehrere tausend Arbeitsplätze vom Bergbau lebender Menschen dieser Gegend gesichert. Das Werk habe nur entstehen können, weil Arbeiter, Angestellte und Führungskräfte mutige Vorstandsentscheidungen in die Tat umzusetzen halfen. Es sei ein kleines Wunder, dass das Bergwerk mehr als 80 Jahre überdauert habe und weiterlebe.
Ab den frühen 90er-Jahren kam der Umbruch ins Ende
Als 1992 die Zeche dann in den Verbund zu einer neuen Zeche kommt, beginnt allerdings der Anfang vom Ende. Zu unergiebig gestalten sich die Erträge in den kommenden Jahren und so ist es nicht verwunderlich, dass 1999 der Betrieb eingestellt und der Schacht konserviert wird. Zwar kommt es nach dem Jahrtausendwechsel nochmals zu einem neuen Verbund mit Auguste Victoria/Blumenthal, doch auch das rettet die alte Zeche nicht mehr. 2015 wird der Schacht mit ca. 37.000 m³ Beton endgültig verfüllt. Anschließend werden die Gebäude abgerissen und die Fläche renaturiert. Das Ende einer glorreichen Zeit im Wandel der Jahrzehnte.
 

Read the full article