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Das liebe Vieh bekommt kein Futter mehr

Das liebe Vieh bekommt kein Futter mehr
Als ein Futtermittelhersteller für immer seine Türen schloss
Heute ein beliebter industrieller Lost-Place mit einem Hauch Zauber von früher. Seit dem Jahr 1911 (Gründung des Firmensitzes) bis Ende März 2013 waren hier 230 eifrige Mitarbeiter damit beschäftigt, Futtermittel für Heimtiere, Nutztiere, sowie Pferde herzustellen. In über 100 Jahren also wurde aus einem kleinen Unternehmen aus dem Bergischen Land ein deutschlandweit agierendes und produzierendes Großunternehmen. Neben der Produktion, dem Ein- und Verkauf, der Produktentwicklung und dem Marketing hatten auch die Geschäftsleitung sowie die Verwaltung ihren Sitz zentral in NRW.
Hinzu kamen spätere Standorte in Ost- und Süddeutschland, die in den 60er-Jahren entstanden und bis kurz vor Zerschlagung des Unternehmens auch aktiv genutzt wurden. Zudem gab es in einer Nachbarstadt des Firmensitzes eine öffentliche Tankstelle, die aber 2010 ihren Betrieb einstellen musste. Heute noch prangt das Logo über dem alten Firmenhauptsitz, welches man deutlich von der benachbarten Bahntrasse aus sehen kann. In den Hochzeiten wurden an allen Standorten zusammen durchschnittlich 550.000 Tonnen Futtermittel für die verschiedensten Sparten hergestellt und verkauft.
Von Legehennen über Brieftauben bis hin zum Pferd wurde gesättigt
Unter drei Hauptsparten lief die Produktion über viele Jahre erfolgreich. Für die Produktion von Mastgeflügelfutter wurde sogar in der Kurpfalz in einer thermischen Hygienisierungsanlage die Gefahr von Salmonellen deutlich gemindert. Die Herstellung von Milchviehfutter wurden drei Maßstäbe eingesetzt: das niederländische DVE-System (darmverdauliches Eiweiß), das deutsche nXP-System (nutzbares Rohprotein am Darm), sowie die Optimierung auf Rohproteine.
Das Ende naht
Bis zum Jahrtausendwechsel schien das Unternehmen wirtschaftlich gesund, nicht in Topzustand, aber durchaus zukunftsfähig. Doch mit Beginn des neues Jahrtausends begannen die Umsätze zusehends wegzubrechen und das Unternehmen geriet immer mehr in wirtschaftliche Schieflage. Die zwischenzeitlich 230 Mitarbeiter mussten also schon bald um ihre sicher geglaubten Arbeitsplätze bangen. Zwar stemmten sich alle Beteiligten nach Kräften gegen den drohenden Ruin, verloren diesen Kampf aber schließlich im März 2013, als das Unternehmen das Insolvenzverfahren beantragen musste. Somit verloren alle Mitarbeiter, bis auf 6 Personen, die die reibungslose Abwicklung des restlichen Prozesses sicherstellen sollten, ihren Arbeitsplatz mit sofortiger Wirkung. Der Gläubigerausschuss hatte zu diesem Zeitpunkt bereits jegliche Hoffnung auf eine Fortsetzung des Betriebes verloren.
Ein Unternehmen zerspringt in viele Einzelteile
Der Großteil der Produktionsstandorte in Ost- und Süddeutschland wurden an die HaGe Kiel veräußert, während das Werk in der Kurpfalz bereits seit August 2011 von einem belgischen Unternehmen übernommen wurde. Der Hauptfirmensitz wurde geschlossen und das Gelände in einige Teile aufgesplittet. Für manche Teile gab es bereits interessierte Investoren, bei anderen Teilen wurden die Verhandlungen mit den Stadtvätern über die Abfindung zu den Erbbaurechten geführt. Das ursprüngliche Hauptunternehmen schloss dann am 28.03.2015 für immer seine Pforten und wurde zwischenzeitlich zu einem beliebten Objekt bei Lost-Place-Spähern und -Fotografen.
 

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