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Weserstrand Portrait: "Nackig sind wir alle gleich"

Für den Vorsitzenden des FKK-Vereins Bremen, Bastian Beck bedeutet Nacktheit Freiheit. Nach einem Foto von Fabian Wilking.

Für Bastian Beck bedeutet die Freiheit, nackt sein zu dürfen, Mensch zu sein. Er ist der aktuelle Vorsitzende des FKK-Vereins Bremen. Seine Amtszeit neigt sich allerdings dem Ende zu: „Für mich waren das sechs aufregende und spannende Jahre, aber ich freue mich auch darauf, hier wieder Mensch sein zu können und nicht Chef", erklärt Beck.

Der FKK-Verein Bremen ist ein Hybrid aus Sportverein und Kleingartenanlage. Das Areal befindet sich mitten in einem Wald bei Schwanewede. Neben einem Beachvolleyballfeld und einem Tennisplatz gibt es auch ein Boule-Feld und einen großen Badesee. „Boule ist eine klassische FKK Sportart. Wir haben hier aber auch die deutschen Beachvolleyball-Meisterschaften für FKKler", sagt Beck. Beim Sport sei es in Ordnung, wenn sich die Spieler etwas anzögen. Ansonsten wird es bei sommerlichen Temperaturen allerdings nicht gerne gesehen, wenn Mitglieder mit Klamotten über den Platz laufen.

Ehrliches Kennenlernen

Was Beck besonders am FKK genießt? „Man lernt seinen Körper als in Ordnung zu empfinden, wenn man sieht, dass bei allen anderen die idealen 30 Zentimeter auch nicht der Realität entsprechen", lacht er. Den Körper zu akzeptieren und der Natur nahe zu sein, das sei es, was den Charme ausmache. Statussymbole gebe es nicht, wenn man nackt ist. Dies alles führe dazu, dass man sich in einer FKK-Gemeinschaft besonders ehrlich kennenlerne. „Man muss hier nicht den Bauch einziehen oder sich bestmöglich hinstellen, sondern jeder ist so wie er ist. Niemand wertet", erklärt Beck.

Lauscht man beim Gang über das idyllische Gelände Becks Ausführungen über Freiheit, Menschlichkeit und der gesunden Beziehung zum eigenen Körper, bekommt man selbst Lust, sich nackt in den See zu werfen und danach an seiner nahtlosen Bräune zu arbeiten. Ob die intimen Stellen nicht besonders schnell verbrennen? „Man lernt, sich richtig einzucremen. Als

Ursprünglich kommt der 45-Jährige aus Bayern, genauer gesagt aus Unterfranken. „Mich hat es aus beruflichen Gründen vor vielen Jahren in den Norden gezogen", sagt er. Doch nicht nur wegen des Jobs hat er sich für diese Ecke der Republik entschieden: „Ich mag es, dass einem die Leute hier oben offen sagen, was sie von einem halten. Das ist bei uns anders, das Wort 'hinterfotzig' stammt nicht umsonst aus dem Bayerischen."

Beck arbeitet Hauptberuflich im medizinischen Bereich, nebenher ist er nicht nur im Vorstand des FKK-Vereins, sondern auch Vorsitzender des Bassumer Bunkervereins und Saunameister. „Auch in der Sauna entwickeln Menschen ein positives Verhältnis zu ihrem Körper. Dass unsere Gesellschaft mittlerweile wieder verklemmter wird, ist eigentlich eine Konterrevolution", überlegt er.

Erster FKK-Urlaub mit zehn Jahren

Den offenen Umgang mit seinem eigenen Körper, hat er bereits mit der Muttermilch aufgesogen. „Meine Eltern haben immer schon an Orten Urlaub gemacht, an denen man FKK betreiben durfte, oder zu Hause im Garten die Zeit nackt genossen", erinnert er sich. Mit zehn Jahren verbrachte er seinen ersten FKK-Urlaub in einem Dorf in Südfrankreich, in dem die Familie noch heute ein Ferienhaus hat. „Dort unten ist FKK allerdings ein bisschen anders als hier. Sagen wir es so, die Deutschen sind eher prüde, die Franzosen stellen sich gerne zur Schau", sagt Beck.

Er selbst mag lieber die Natürlichkeit des Nacktseins: „Nackig sind wir alle gleich!" Und auf dem Vereinsgelände fühle man sich sehr schnell eins mit der Natur. Nach einer Weile vergesse man sogar die Außenwelt, zumindest dann, wenn nicht so viele Autos nach Bremerhaven fahren. Das Areal liegt nämlich in der Nähe der A 27. Beck genießt dennoch die Entschleunigung und die Freiheit, so zu sein wie er ist. „Sobald das Tor hinter mir zuschlägt und die Hüllen fallen bin ich wieder Mensch", beschreibt er das Gefühl. Momentan verbringt er nicht so viel Zeit in seiner Parzelle, wie er gerne würde, da er privat ein eigenes Haus baut.

Welches Kleidungsstück zuerst wieder angezogen wird, sobald er friert? „Die Socken! Ich kann noch sehr lange nackig sein, wenn die Füße nicht frieren." Dass er nur mit Wollsocken bekleidet über das Vereinsgelände läuft, komme allerdings selten vor. Kalte Füße bekomme er nämlich eher auf Fliesen, als auf dem weichen Gras des Vereinsgeländes. Sollte es insgesamt zu kalt werden, hat Beck aber auch kein Problem damit, sich wieder Shirt und Shorts anzuziehen. Zu Hause ist Bastian Beck nicht die ganze Zeit nackt. „Es kommt vor, aber ich bin da nicht so festgelegt", sagt er.


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