MAINZ - Ein verschwundenes Mädchen, ein blutdurchtränktes Sweatshirt, eine Lösegeldforderung. Ein hochintelligenter, aber eigenartiger Junge, der nur wissen will, wie man „Liebe macht". Zwei Teenager, die sich ausprobieren wollen. Und mittendrin Heike Makatsch als Kommissarin Ellen Berlinger in ihrem zweiten Fall. Nicht allein im Wohnzimmer, sondern in netter Gesellschaft konnte am Ostermontag der lang erwartete Mainzer Tatort „Zeit der Frösche" im Café Nelly's in der Neustadt angeschaut werden.
Normalerweise bietet das Nelly's jeden Sonntag ein Tatort-Public-Viewing an - ausnahmsweise dieses Mal auch montags. „Seit letztem Jahr läuft unser Tatort-Abend immer besser, es wird mittlerweile sehr gut angenommen. Wir haben auch mehr Werbung gemacht." Ronja arbeitet als Kellnerin im Nelly's und musste kurzfristig einspringen, um ihren Chef zu unterstützen, so viele Reservierungen gab es für den Abend des Mainzer Tatorts. „Wir hätten nicht gedacht, dass so viele kommen."
Während ihre Gäste still dem Tatort folgen, huscht die junge Frau zwischen den Tischen umher und bringt Getränke oder räumt ab. Nur vereinzelt hört man knapp geflüsterte Gespräche oder gemurmelte Bestellungen, Besteck klappert auf den Tellern. Schnitzel, der Café-Hund, läuft von Tisch zu Tisch und lässt sich streicheln. Als vertraute Ecken von Mainz, vor allem der Hauptbahnhof und die Theodor-Heuss-Brücke gezeigt werden, lacht das Publikum auf. Es ist ja auch etwas Besonderes, die eigene Stadt mal auf einer Leinwand zu sehen. Doch das Feedback nach der Auflösung ist nicht sehr begeistert: „Ich finde es schade, dass so wenig von der Stadt involviert war. Aber es macht allein schon Spaß hier gemeinsam zu schauen. Ich war schon öfter im Nelly's, aber nicht zum Tatort-Abend. Das hatte ich schon länger vor, aber weil es jetzt der Mainzer Tatort war, haben wir es endlich mal gemacht", erzählt Christina, die in Mainz studiert. Eine ähnliche Meinung hat die Filmwissenschaftsstudentin Lucca, die auch das erste Mal beim Public Viewing im Nelly's war: „Ich fand ihn schon gut, aber ein bisschen lasch. Ich hätte es mir etwas spannender und lokaler gewünscht".
ZUSCHAUERQUOTE
9,01 Millionen Menschen haben laut ARD am Montag den Mainzer Tatort gesehen.
Damit war der Tatort „Zeit der Frösche" die meistgesehene Sendung des Tages im deutschen Fernsehen.
Die Zuschauerzahl entspricht einem Marktanteil von 25,7 Prozent.
Bei den Zuschauern von 14 bis 49 Jahren erreichte der „Tatort" einen Marktanteil von 20,4 Prozent.
Viele sind enttäuscht, dass sie wenig wiedererkannt haben. Aber wie auch? Ein Großteil der Szenen wurde in Berlin gedreht. Viel mehr als der Hauptbahnhof, die Brücke und einen kurzen Blick auf die Kupferbergterrassen war vom Lokalkolorit nicht zu spüren. „Ich fand den Tatort ehrlich gesagt ziemlich schlecht. Der Plot war nicht gut, alles in allem ein klassisch schlechter Tatort", sagt der Student Laurens.
Wie in jeder Woche haben sich auf Twitter viele Tatort-Begeisterte unter dem Hashtag #Tatort versammelt, um ihre Meinung zum Besten zu geben. „Dieser #Tatort macht touristisch für #Mainz alles kaputt, was die Römer, Bischof Williges, Johannes Gensfleisch Gutenberg und die Fassenacht die letzten 2000 Jahre mühsam aufgebaut haben", bedauert ein Nutzer. Ein anderer User nutzt den Anlass für einen Seitenhieb auf den ungeliebten Nachbarn: „So langweilig wie der Mainzer #Tatort ist es eigentlich sonst nur in Wiesbaden." Auch verpasste Gelegenheiten werden bedauert: „Wieso heißt der Makatsch-#Tatort eigentlich nicht ‚Criminal Mainz'?" Einige hätten sich ein bisschen mehr Action gewünscht: „Ich kann einen Mainzer #Tatort nicht ernst nehmen, in dem nicht mindestens die ZDF-Zentrale in die Luft gesprengt wird!"
Auch auf der Studentenplattform Jodel wird der Tatort fleißig diskutiert. Wirklich positiv bewertet ihn keiner. Vielmehr wird sich über die kleinen Fehler lustig gemacht, die sich eingeschlichen haben. „Wer kennt sie nicht, die Linie 80 vom Hauptbahnhof über Gaugasse zum Höfchen, mit Zwischenstopp in Kastel Brückenkopf?" oder „Keiner redet Dialekt. Nicht authentisch." Auch dabei - Wortspiele: „Also in Mombach werden sie die Leiche nicht Finthen." Ein „Jodler" meint sogar, sich im Tatort entdeckt zu haben, und schreibt „Lol ich war gerade im Hintergrund".