MAINZ - Auf dem Schillerplatz, wo sich sonst oftmals bunt verkleidete Menschen rumtreiben, war am Freitagnachmittag die vorherrschende Farbe Weiß. Denn Medizinstudenten der Johannes Gutenberg-Universität haben in ihren Kitteln gegen die Zwangsexmatrikulation von 45 ihrer Kommilitonen demonstriert. Sie haben nur sogenannte Teilstudienplätze erhalten und müssen nach der ersten großen Hürde, dem Physikum, die Uni Mainz verlassen (die AZ berichtete).
Unterstützung auch von der Landesärztekammer
„Wir wollen dafür sorgen, dass wir diese Kittel weiter tragen können. Wir wollen die Politik dazu bewegen uns in Vollstudienplätze umzuschreiben", ruft Constantin Claussen. Er ist selbst ein Betroffener. Die Slogans „Lasst uns Arzt werden", „Halbe Ärzte retten keine Leben" und „Ohne Platz alles für die Katz" stehen auf Plakaten der Demonstranten. Der schrille Ton von Trillerpfeifen schallt über den Platz. Es ist kalt, doch die Studenten sorgen mit heißem Tee vor. Unterschriften werden gesammelt, für eine Petition an das Ministerium. „Es ist super schwer, Leute zu mobilisieren, wenn man zum Beispiel den Geburtstag feiern will, weil alle zurzeit schon viel für das Physikum lernen. Aber sobald die Zukunft von 45 von uns auf dem Spiel steht, ist das Lernen doch nicht mehr das Wichtigste. So viel Solidarität ist schön mitzuerleben", betont Maike Wallraf. Sie selbst ist nicht betroffen, sie kann nach dem Physikum ganz regulär weiter studieren. Für sie sind nicht nur ihre Freunde und Kommilitonen wichtig, die die Uni Mainz verlassen müssen, sie möchte mit ihrer Teilnahme an der Demonstration auch auf allgemeine Missstände in der Studienplatzvergabe aufmerksam machen. „Wir haben festgestellt, dass über die normalen, diplomatischen Wege der Politik nicht so viel bewegt werden konnte. Jetzt wollen wir die Öffentlichkeit erreichen. Viel zu wenige Leute wissen davon. Ärztemangel, das ist ein großes Thema aber damit verschlimmert man den Zustand ja nur. Und das sollten die Leute wissen. Denn unserer Meinung nach sind gerade Bildung und Gesundheit nicht die Bereiche, in denen man sparen sollte. Wir hoffen, dass wir mit mehr Aufmerksamkeit auch mehr Druck generieren können und dadurch auch die Politik dazu bewegen, etwas zu ändern", erklärt Simone Peters.
„Wir sind Einzelfälle. Aber es geht uns nicht nur um uns, sondern auch darum, dass generell etwas verändert werden muss, um mehr Menschen das Medizinstudium zu ermöglichen und damit den Ärztemangel zu bekämpfen", fügt Meike ten Winkel hinzu.
Unterstützung bekommen die Studenten auch von weit oben. Dr. Ulrich Strecker, Vorstand der Landesärztekammer und Vorsitzender des Marburger Bundes Rheinhessen, ist gekommen und richtet das Wort an die Demonstranten und Passanten. „Wir ziehen an einem Strang. Wir haben ein gemeinsames Interesse, das letztendlich auch die Bevölkerung teilen sollte. Solidarität ist was Fantastisches - Haltet zusammen. Denn wir brauchen Ärzte, die Ärzte werden wollen. Und ich kann nur sagen, es lohnt sich. Und es lohnt sich auch dafür zu kämpfen."