Rebecca Ciesielski

Journalistin, Berlin | München

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Netz und Apokalypse

Wenn Benjamin Fabian etwas in seinen Computer tippt, erhält er manchmal einen Monat lang keine Antwort. Das liegt nicht daran, dass der Rechner des Informatikers besonders langsam ist - im Gegenteil. Die Computer rechnen nur lange, weil die Aufgaben so schwierig sind, die Informatiker und Statistiker der Berliner Humboldt-Universität (HU) ihnen stellen. Die Wissenschaftler googeln keine Begriffe, schreiben keine Nachrichten in irgendein soziales Netzwerk. Sie berechnen das Internet - und zwar das gesamte. Mit den Ergebnissen, die das System ausspuckt, könnten Fabian und sein Team die weltweite Kommunikation ausschalten.

„Das Internet ist fast wie ein Naturphänomen", sagt der 45-Jährige. Im Büro des Professors für Wirtschaftsinformatik hängt ein großes Whiteboard mit Skizzen, mathematischen Formeln und langen Kommazahlen. Mit Mathematik versuchen die Forscher, Sinn zu extrahieren aus einem System, das inzwischen ähnlich komplex ist wie das Wetter. Um es zu verstehen, muss man es so lange beobachten, bis wiederkehrende Muster erkennbar werden. Die Analysen gewinnen zunehmend an Bedeutung, weil Kommunikation und Wirtschaft abhängig sind von einem Netzwerk, dessen Vielschichtigkeit immer weiter zunimmt. [...]


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