Philipp Woldin

Managing Editor WELT AM SONNTAG/Hamburg

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Artikel

Flüchtlinge: Jenseits der roten Linien


Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte Ende August: "Deutsche Gründlichkeit ist super, aber es wird jetzt deutsche Flexibilität gebraucht." Wenn man es positiv sieht, passiert genau das in Hamburg: Die Stadt improvisiert. Man könnte aber auch sagen: Die Politik reißt immer öfter selbst gezogene rote Linien ein, die noch vor Wochen als unantastbar galten. Die Standards der Unterbringung verwischen immer mehr: Art der Gebäude, Ausstattung, Hygiene, Privatsphäre - alles auf ein Minimum zurückgefahren. Eine Mitbestimmung der Bürger ist längst nicht mehr möglich, selbst das rechtzeitige Verteilen der Infobroschüren an Anwohner wird schwierig. Nun hat der Senat in dieser Woche auch noch ein Gesetz durch die Bürgerschaft gepeitscht, das für viele Bürger in der Kaufmannsstadt Hamburg einen Tabubruch darstellt: Der Senat darf private Gewerbeimmobilien und Gebäude beschlagnahmen, auch gegen den Willen der Eigentümer. Es ist nur eine von vielen Grenzen, die sich in den letzten Wochen verschoben hat; in der Flüchtlingsstadt Hamburg, die ihren Kompass gerade neu einstellt.

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