Die große Ungerechtigkeit, über die keiner spricht: Raucher machen fünfmal am Tag Pause, Nichtraucher arbeiten brav weiter. Doch sie können sich wehren: Indem sie sich „Gegenpausen" schaffen.
Raucher haben Raucherpausen. Was haben Nichtraucher, verdammt? Gehen Sie vielleicht alle Stunde masturbieren, um „kurz den Kopf klar zu kriegen"?! (Behalte das im Hinterkopf.)
Doch von vorne: Die armen Raucher! Nichts dürfen sie mehr. Überall werden sie in separierte Räume und Zonen verbannt oder gleich gänzlich zu personae non gratae erklärt. Welcher, bitte schön, schwache Geist raucht denn allen erstes noch, heute, in der Zeit der gestählten, durchgedetoxten Körper, die Tempel und Ausweis unserer Willenskraft sind? Wer?
Bevor geneigte Bürocowboys und -girls jetzt zu schnell die nikotingelben Finger heben, einen zarten Hauch von Mitgefühl ahnend, müssen wir klarstellen: Dieser Text geht raus an die sträflich benachteiligten Nichtraucher da draußen, sorry!
Für die haben wir nämlich was tolles vorbereitet ... Stichwort „Nichtraucherpausen-Wellness-Index (NWI)".Denn ehrlich gesagt, ein so hartes Leben haben Raucher nicht. Allem Quantified-Self- und Health-Hype zum Trotz, ihr seid immer noch die Coolen. In Filmen, Bars, auf dem Schulhof - die Fluppe in der Visage garantiert ein Mindestmaß an Lässigkeit. Und dass man alles mitkriegt. Die Flurfunk-Nuggets, Raucher saugen sie auf, Zigarettenlänge für Zigarettenlänge.
Nichtraucher sitzen in der Zeit am Schreibtisch und: arbeiten. Und da müssen wir nun einmal sagen, meine Damen und Herren, das ist doch nicht fair. Kein Zugang zum Herrschaftswissen und „längere" Arbeitstage wegen weniger Pausen.
Hier jedoch ist die gute Nachricht, liebe Nichtraucher: Es gibt eine einfache Lösung, diese Ungerechtigkeit aus der Welt zu schaffen.Wenn also Raucher ein paar Mal am Tag für ein paar Minuten verschwinden, um zu rauchen, dann sollten Nichtraucher mit Fug und Recht ein paar Mal am Tag für ein paar Minuten verschwinden, um ... na, was zu machen? Wir haben fünf Vorschläge!
Denkbare Rauchsubstitutshandlungen müssen einige Kriterien erfüllen, um die Nichtraucherpausen effektiv zu machen. Sie müssen natürlich in zwei bis fünf Minuten ausführbar sein und gleichzeitig möglichst hohe Scores im „Nichtraucherpausen-Wellness-Index" (NWI) erlangen.
Was der NWI ist? Danke, dass du fragst.
Der NWI setzt sich aus fünf Faktoren zusammen, die für eine gelungene „Pause zwischendurch" wichtig sind: Entspannung, Netzwerken, Bewegung, Freiheitsgefühl und Gesundheitsförderung. Für jedes dieser Kriterien erhält eine Rauchsubstitutshandlung zwischen 0 und 10 Punkten, je nachdem, wie stark sie es erfüllt. Vergeben werden die Punkte von einer Jury aus einer Person (dem Autor dieser Zeilen).
Keine Angst, das klingt umständlicher, als es ist. Machen wir es konkret und schauen uns zunächst an, wie die Mutter aller Anlässe überflüssiger Pausen, das Rauchen selbst, abschneidet.
0. RauchenKlar, Raucher werden beschwören, wie sehr sie die Glimmstengelinhalation entspannt. Doch Punktabzug gibt es dafür, dass mindestens ein Teil ihrer ursprünglichen Angespanntheit erst durch die Nikotinabhängigkeit hervorgerufen wurde. Der Netzwerkfaktor ist unbestreitbar.
Wie viel Bewegung einem die Zigarette zwischendurch verschafft, hängt stark von den Gegebenheiten ab. Ist ein Sprint zum ferngelegenen Raucherraum nötig, gut so. Tritt man nur einmal fünf Schritte vor die Bürotür ... nun ja.
Freiheitsgefühl, klar, geschenkt. Sechs Jahrzehnte Marketingbrainwash sind nicht spurlos an unserem kulturellen Gedächtnis vorbei gegangen. Einen miesen Ehrenpunkt gibt es für etwaige positive Effekte der vorangegangenen Faktoren auf die Gesundheit, ansonsten: Krebs, etc. pp.
Wie schneiden die Pausen-Alternativen für Nichtraucher im Vergleich ab? I. StretchenWir wissen: Das viele Sitzen killt uns. Alle ein bis zwei Stunden den Schreibtisch zu verlassen, ein paar Schritte zu tun und sich gezielt zu dehnen, kann die negativen Folgen der Büroverkrüppelung ein wenig abdämpfen.
Ob man dafür direkt Mitstreiter findet, ist fraglich, und auch in Sachen Cowboy-Freiheitsgefühl ist Luft nach oben. Doch was macht einen freier, als eine gute Gesundheit?
II. PowernappenZugegeben, fünf bis sechs Mal am Tag für ein paar Minuten einzupennen, quasi auf Knopfdruck, das bedarf einiger Übung. Gegebenenfalls empfiehlt es sich, mehrere kurze Nichtraucherpausen zu einer längeren zusammenzuziehen, und dann 20 bis 30 Minuten am Stück zu powernappen.
Allzu viel Bewegung bekommst du dabei freilich nicht, aber was Entspannung angeht, ist die Variante unschlagbar.
III. MasturbierenVorweg: Nein, nein, das ist keine billige Effekthascherei. Zwei Psychologen haben dem englischen Magazin „Metro" im Januar bestätigt, dass sie Masturbierpausen bei der Arbeit für eine gute Idee halten.
Stressabbau, kurz mal rauskommen aus dem Ganzen, Entschuldigung, Bürobums, ein bisschen Bewegung bekommen, und so weiter. Im NWI schneidet diese Option gut ab. Allein der Netzwerkfaktor ist meist eher nicht gegeben.
IV. Digital Retox (das Smartphone checken)Smartphones plus Social Media, das ist die zweiköpfige Hydra der totalen Zerstreuung, ein Produktivitätskiller sondergleichen. Das ewige Smartphone-Checken streng auf ein paar Minuten pro Stunde zu reduzieren, macht den Kopf frei und das Arbeiten effektiver.
Der Digital Retox schneidet in unserem NWI relativ schlecht ab, weil die positiven Auswirkungen auf dein Wohlbefinden eher vermittelt auftreten. Doch vielleicht kannst du ihn mit einer der anderen Handlungen verbinden, und voilà!
V. SexAuch hier sei gesagt: Das war nicht unsere Idee! Also nicht nur. Kürzlich hat ein schwedischer Politiker vorgeschlagen, Arbeitnehmern bezahlte Sexpausen während der Arbeit zu ermöglichen.
Er hatte eher eine längere Pause am Stück im Sinne, doch wer es logistisch und ausdauermäßig hinbekommt, der versuche sich an mehreren, drei- bis vierminütigen Sexpausen über den Tag verteilt. Im NWI liegt diese Rauchsubstitutionshandlung gleichauf mit masturbieren auf dem ersten Rang.
Was haben wir also gelernt? Nichtraucher, die ein wenig Gerechtigkeit auf dieser Welt herstellen wollen, sollten Nichtraucherpausen einlegen. Am meisten holen sie dabei heraus, wenn sie onanieren oder Sex haben. Stretching steht als solide weitere Alternative bereit.
Soweit unser NWI-Ranking für Nichtraucher. Welche Variante würdest du am ehesten ausprobieren?