Plötzlich wird das Grauen sichtbar: Ein als hilfsbereiter Gärtner und Hobbymusiker bekannter Familienvater aus dem hessischen Schwalbach soll ein sadistischer Serienmörder gewesen sein. Von Philipp Beng und Katharina Iskandar
Das Freibier hat einen schalen Beigeschmack. Auf dem Schwalbacher Altstadtfest ist die Stimmung nicht wirklich ausgelassen. Trotz der Kinderkarussells, der Imbissbuden und der fröhlichen Musik beschäftigt viele Anwohner etwas anderes: Unter ihnen soll jahrzehntelang ein Serienmörder gelebt haben.
„Gerade in einer so verstörenden Situation für die Stadt ist dieses Fest eine gute Gelegenheit, zusammenzukommen", sagt Christiane Augsburger, die Bürgermeisterin der 14.000-Einwohner-Gemeinde im Taunus. „Man kommt ins Gespräch, isst und trinkt gemeinsam und tauscht sich natürlich auch über dieses Thema aus."
Dieses Thema, das ist Manfred S. Vor wenigen Tagen gab das Landeskriminalamt Hessen auf einer Pressekonferenz in Wiesbaden Einblicke in die Ermittlungen zu einer möglichen Mordserie. Der Hauptverdächtige: der vor zwei Jahren verstorbene S. aus Schwalbach. Er soll zwischen 1971 und 2004 mehrere Frauen im Frankfurter Raum getötet und verstümmelt haben. „Das Unverständnis ist bei allen hier groß. Er war ja ein netter, umgänglicher Mann - und er hat gute Musik gemacht", erinnert sich Augsburger. Aber offenbar war das nur die eine Seite seines Lebens.
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