Peter Ringel

Freier Journalist, Oldenburg

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Ostfriesland fordert China heraus

In Sachen Tischtennis lassen sich Sportler aus China nichts vormachen. Gegen die Top-Spieler aus der Volksrepublik haben die deutschen Tischtennis-Profis kaum Chancen. Doch beim Material droht nun Konkurrenz aus Deutschland - genauer gesagt aus Ostfriesland. Denn die Weener Plastik GmbH will im großen Stil in die Herstellung der kleinen weißen Bälle einsteigen.

Die Firma aus Niedersachsen will dabei das Ende der Ära der Zelluloid-Bälle nutzen, um in den bislang chinesisch dominierten Markt einzusteigen. Die Kugeln aus Zelluloid sind leicht entflammbar und werden als Gefahrgut ausgeliefert. Sie werden nur noch in China gefertigt. Der Tischtennis-Weltverband ITTF setzt langfristig auf Plastikbälle.

Und hier kommt das Unternehmen aus Weener mit weltweit 2000 Mitarbeitern ins Spiel. Die Kunststoff-Firma will in ihrem Werk nahe der niederländischen Grenze bald die Serienproduktion der Plastikbälle starten. Dass das Unternehmen überhaupt auf die Idee mit den Tischtennisbällen kam, liegt an einem anderen Produkt: dem Deo-Roller. Der Verpackungsspezialist stellt unter anderem die dafür nötigen Teile her, indem zwei Plastik-Halbkugeln miteinander verbunden werden.

"Tischtennisbälle sind natürlich komplexer als eine Deo-Kugel", räumt Matthias Prox von Weener Plastik ein, "die müssen ja auch vernünftig fliegen". Doch in beiden Fällen seien eine gleichmäßige Form und Materialstärke wichtig.

Unter einer eigenen Marke ließ das Unternehmen beim Tischtennis-Weltverband ITTF einen Ball zertifizieren, vor vier Monaten kam die Anerkennung. Der Weltverband listet Weener Plastik als derzeit einzigen europäischen Hersteller neben einem japanischen und drei chinesischen. Laut der ITTF-Materialkommission sind mittlerweile rund 40 Prozent der zugelassenen Bälle aus Plastik.

Während die technischen Herausforderungen bei der Herstellung offenbar überwunden sind, muss das Unternehmen aber noch einen juristischen Kampf ausfechten. Die Firma hat im März 2013 ein Patent für einen zelluloidfreien Tischtennisball angefochten, eine Entscheidung liegt jedoch noch nicht vor. Die unklare Situation hält aber keinen der weltweit fünf großen Hersteller vom Produzieren ab. "Zur neuen Saison sind unsere Bälle am Markt", zeigt sich Weener-Plastik-Manager Prox zuversichtlich.

Bedarf dürfte es geben. Laut einer Einschätzung des Deutschen Tischtennisbunds (DTTB), wird der Plastikball die Zelluloidkugel in etwa zwei Jahren verdrängt haben. Auf internationaler Ebene wird seit Juli 2014 nur noch mit dem Plastikball Tischtennis gespielt.


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