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„Lasst die Welt sehen, was hier passiert"
Russland greift die Ukraine an. Drei Menschen aus den betroffenen Gebieten erzählen, wie es ihnen gerade geht. Von der Suche nach Schutz, der Angst um Mitarbeiterinnen und der Sorge, an die Front zu müssen.
Seit den frühen Morgenstunden meldet die Ukraine russische Angriffe aus verschiedenen Richtungen. Die Lage ist unübersichtlich und unklar, offenbar sollen russische Panzer über die Grenze gerollt sein. Die ukrainische Hauptstadt Kyiv ( Wir benutzen in diesem Text die ukrainische Schreibweise. Das in Deutschland verbreite „Kiew" ist die russische Schreibweise und gilt vielen Ukrainer:innen mittlerweile als Affront, Anm. d. Redaktion) hat wegen des Angriffs Luftalarm ausgelöst. Die Stadtverwaltung ruft alle Bürger:innen der Hauptstadt dazu auf, sich in Luftschutzbunkern in Sicherheit zu bringen. Viele Menschen versuchen, die Ukraine zu verlassen, das UN-Flüchtlingshilfswerk ist wegen der Lage tief besorgt.
jetzt hat drei Menschen in der Ukraine telefonisch erreicht und mit ihnen gesprochen. Wie geht es ihnen und ihrer Familie? Wo sind sie gerade? Was planen sie?
„Ein paar Kilometer von hier muss etwas brennen, ich sehe Rauchsäulen"
Vitalii*, 28, ist DJ in Kyiv und ist zum Zeitpunkt des Videocalls gegen elf Uhr gerade auf dem Weg aus seiner Wohnung in einen Keller in der Nachbarschaft. Den will er sich anschauen, um dort Unterschlupf zu finden, sobald die Explosionen näher kommen. Das Telefonat findet über Telegram statt:
Dann bricht der Videocall ab, Vitalii postet noch ein Bild mit Links zu ukrainsichen Nachrichtenseiten und das Emoji der ukrainischen Flagge.
„Die Sicherheit aller europäischen Länder steht jetzt auf dem Spiel"
Olga Konsevych, 33, ist Chefredakteurin der ukrainischen Nachrichtenplattform 24tv. Die gebürtige Kiyverin befand sich mit ihrer Familie gerade in Litauen im Urlaub, als Russland die Ukraine angriff. Das Telefonat findet via Telegram um 16 Uhr statt.
Olga Konsevych, 33, ist Chefredakteurin der ukrainischen Nachrichtenplattform 24tv.
„Ich habe große Angst um meine Freunde, die in Kyiv leben"
Alexander*, 27, ist Angestellter in Simferopol/Krim. Er sagt, er sei zu 100 Prozent Ukrainer, zuhause würden er und seine Familie aber Russisch sprechen. Alexander lebte mehrere Monate in München und Berlin, er studierte Deutsch und Englische Literatur. Das Gespräch findet ebenfalls via Telegram um 14 Uhr statt.
* Die Protagonisten wollen aus Sicherheitsgründen anonym bleiben, sind der Redaktion aber bekannt.
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