Patrick Gensing

Journalist, Redakteur, Autor

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Schlusslicht: Silly Walk in der norwegischen Provinz

Schlusslicht

Silly Walk in der norwegischen Provinz In Norwegen sorgen neue Verkehrsschilder für Aufsehen. In Örje im Osten des Landes hat die Bürgermeisterin an einem Zebrastreifen Schilder aufstellen lassen, auf denen der Silly Walk zur Aufführung kommt. Das Straßenbauamt findet das weniger witzig, doch die Bürgermeisterin will nicht einlenken.

Von Patrick Gensing, tagesschau.de

"Die Bürgermeisterin muss dafür sorgen, dass die Schilder unmittelbar entfernt werden!" Das fordert der Abteilungsdirektor des Straßenbauamts in der Provinz Östfold, Ivar Christiansen, in nüchternem Beamten-Norwegisch.

Die Schilder, um die es geht, entsprechen nämlich nicht exakt den Vorschriften - wie unschwer zu erkennen ist. Zwar sind sie ordnungsgemäß in Blau und Weiß gehalten und auch ein Fußgänger ist auf dem Zebrastreifen zu sehen, doch dieser trägt Koffer, Hut sowie Regenschirm. Und die Person, die an den britischen Schauspieler John Cleese erinnert, überquert die Straße im sogenannten Silly Walk. Eine Art Vorläufer des Gangnam Style - nur nicht so gewollt cool.

Den Silly Walk hatte die britische Komikertruppe Monty Python im Jahr 1970 erfunden. Sogar ein Ministerium für alberne Gänge hatten die Humor-Pioniere kreiert. Der Sketch ist seit vielen Jahren ein Klassiker.

"Ein bisschen Spaß im Alltag"

Die Idee für die Schilder in Örje stammt von einer Gruppe Künstler, die sich "Kreativteket" nennt. Eine besondere Botschaft solle nicht transportiert werden, sagen sie dem norwegischen Rundfunk NRK. Es ginge lediglich darum, den Alltag etwas verspielter zu gestalten.

Bürgermeisterin Kjersti Nythe Nilsen meint, solche Dinge müssten erlaubt sein. Die Welt dürfe nicht nur aus Normen bestehen. Sie spricht von einem Sturm im Wasserglas - und ließ sich selbst beim albernen Gehen ablichten.

Abschrauben will die renitente Bürgermeisterin die Schilder nicht. Da müsste das Straßenbauamt schon selbst Hand anlegen, meint sie. Muss sich also bald die norwegische Politik mit dem Fall beschäftigen? Anbieten würde sich ein neues Ministerium: das Ressort für alberne Angelegenheiten.

Stand: 28.03.2014 12:42 Uhr

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