Patrick Dirrigl

Freier (Sport-) Journalist, Köln

1 Abo und 0 Abonnenten
Artikel

So soll es sein, so kann es bleiben

Applaus für den Aufsteiger: Mittelblockerin Loraine Henkel (re.) bekam nach dem Erfolg in Lohhof ein Sonderlob von ihrem Trainer Bastian Henning. (Foto: Claus Schunk)

Von Patrick Dirrigl, Unterschleißheim

Aus den riesigen Musikboxen in der Halle des Carl-Orff-Gymnasiums dröhnte am Sonntag "Rama Lama Ding Dong" der Band The Edsels. Vier Mal war der Gassenhauer insgesamt zu hören, nämlich vor jedem Satz des Derbys in der zweiten Volleyball-Bundesliga zwischen dem SV Lohhof und der DJK Sportbund München-Ost. Die Gastgeberinnen verloren zwar in vier Sätzen (14:25, 16:25, 25:14, 22:25), dennoch begrüßten die mehr als 300 Lohhofer Anhänger ihre Mannschaft vor jedem einzelnen Satz stehend, während sie dabei im Doo-Wop-Rhythmus ihre Klatschpappen malträtierten. Ding-Ding Dong.

"Ohne eure Unterstützung wäre es heute eine ganz klare 0:3-Niederlage geworden", sprach SVL-Kapitänin Marion Mirtl nach der Partie ins Hallenmikrofon und dachte dabei wohl auch an die vielen verletzten Lohhoferinnen. "Wenn wir mit unserer kompletten ersten Sechs gespielt hätten, dann hätten wir heute auch nicht verloren", sagte Lohhofs Trainer Jürgen Pfletschinger, der seiner Mannschaft trotzdem eine "starke kämpferische Leistung" bescheinigte.

Da die erste Zuspielerin Stefanie John weiterhin verletzt fehlte, "konnten wir nicht wie gewohnt spielen", sagte Pfletschinger. Damit Lisa Keferloher nicht wie in den letzten beiden Partien durchspielen musste, berief der SVL-Coach die erst 14-jährige Lisa Kettenbach aus der Jugend in die erste Mannschaft und verhalf ihr so zu einem "gelungenen Debüt" in der zweiten Liga.

Für Gästetrainer Bastian Henning kam der Sieg überraschend. "Wenn man ehrlich ist, haben wir im Vorfeld nicht mit einem Sieg gerechnet. Lohhof war geschwächt, aber wir haben einfach auch sehr gut gespielt", sagte Henning. Vor allem das "sehr gute und druckvolle" Aufschlagspiel und die beiden Mittelblockerinnen waren für Henning ausschlaggebend für die drei Punkte. Mit 18 Zählern klettert die DJK von Platz zehn auf acht und liegt nun vier Punkte vor dem vorletzten Tabellenplatz, der am Ende der Saison den Abstieg bedeuten würde. Sein Team, das erst in diesem Frühjahr in die zweite Liga aufgestiegen ist, sah Henning damit im Soll. "Vor der Saison haben wir uns gesagt, dass wir so weit wie möglich nach oben kommen wollen - am besten ins erste Drittel der Tabelle." In der Winterpause werde sein Team nun "etwas runterfahren". In der nächsten Partie geht es für die DJK am 9. Januar nach Engelsdorf, ein wichtiger Termin, denn der Klub aus Leipzig ist mit 14 Punkten Vorletzter. Das Hinspiel verlor Hennings Team 1:3.

Auch Pfletschinger war mit den vor der Winterpause gezeigten Leistungen zufrieden. "Wir hatten einen großen Umbau, haben viele neue und junge Spielerinnen einbauen müssen. Ich bin einfach begeistert, wie sie ihren Job machen." Letzte Saison wurde Pfletschingers Mannschaft Zweiter, nach dem Spiel vom Sonntag rutschte Lohhof allerdings auf Platz vier ab. "Wir spielen zwar weiter vorne mit, aber der Aufstieg in die erste Liga ist nicht unser Ziel, das ist eine andere Welt, vor allem finanziell. So wie es jetzt ist, ist alles gut", sagte Pfletschinger. Doch so wird es voraussichtlich nur noch bis zum nächsten Heimspiel bleiben: Nach dem nächsten Heimspiel gegen Grimma am 10. Januar ziehen die Lohhoferinnen zurück in ihre neue Halle an der Fachoberschule, in der momentan noch Flüchtlinge untergebracht sind. Bastian Henning, der mit seinem Team vergangene Saison in der dritten Liga gegen Lohhof II in dieser Halle zu Gast war, bevorzugte die engere Arena. "Die alte Halle hier ist viel geiler. Heute war phasenweise Gänsehaut-Stimmung." Der SVL-Coach sieht das ähnlich: "Die neue Halle ist zwar größer und es passen mehr Zuschauer rein, aber das ist einfach unser Wohnzimmer", sagte Pfletschinger über die Halle des Carl-Orff-Gymnasiums. Ein Wohnzimmer mit Doo-Wop-Beschallung, in dem die Zuschauer eine "wahnsinnige Stimmung" erzeugten. Bis zum Schluss. Da wurde es still.

Zum Original