Lange dominierte die AfD den politischen Diskurs auf TikTok. Jetzt wehren sich zunehmend mehr Nutzerinnen und Nutzer auf der Millionen-Plattform. Wer sind sie? Und was taugen ihre Methoden?
Wann immer Anthony etwas Zeit hat, klemmt er sein Handy in ein kleines Dreibeinstativ, stellt seinen Laptop links, sein Tablet rechts daneben und startet seinen Livestream auf TikTok. Im Hintergrund steht ein Aufruf an AfD-Fans: »Gib mir EINEN guten Grund, warum ich die AfD wählen sollte«. Mehr als 90-mal hat er das schon gemacht. Ein Counter zählt auf 161 hoch, so viele Streams sollen es mindestens werden – ein Zahlencode für »AFA«, »Antifaschistische Aktion«.
Stundenlang debattiert Anthony dann mit den Zuschauern im Chat oder direkt im Livestream, wenn sie sich zuschalten wollen. Er kämpft gegen die laute Minderheit im Land und mit ihm scheint die leise Mehrheit aufzuwachen. Das Phänomen lässt sich schwer beziffern, doch nach und nach scheinen sich mehr Bürgerinnen und Bürger mit kleinen Accounts in Livestreams oder Videos gegen die AfD zu stellen, die bisher den politischen Diskurs auf TikTok dominiert.
Eine Recherchere für den SPIEGEL: