Bekannt ist das Streamingportal Twitch vor allem dafür, dass sich junge Menschen dort Übertragungen von Games wie »Fortnite« anschauen. Wer denkt, auf der Plattform, die zum Handelskonzern Amazon gehört, seien nur klassische Videospiele zu sehen, der sollte einmal Félix Lengyel alias xQc zuschauen. Stundenlang sitzt der 26-Jährige in dem Stuhl vor seinem Computer, im Eiltempo jagt er vierstellige Summen durch einen virtuellen Spielautomaten. Ab und zu holt er sechs- bis siebenstellige Gewinne, doch die meiste Zeit verliert er. Es ist ein ewiges Warten darauf, dass wieder eine hohe Summe aufploppt.
16 Stunden saß der schmächtige blonde Mann auch an diesem Tag vor seinem Computer, für sein Livepublikum kommentierte er Videos aus dem Internet, spielte »Call of Duty«, unterhielt sich mit anderen Streamern. Dann schickte ihm jemand einen Link zu einem Tweet von Twitch. xQc schaute zur Seite und las, die Mundwinkel nach unten, die Augen leicht zugekniffen. Twitch hatte soeben verkündet, dass die Plattform in gut einem Monat neue Regelungen veröffentlichen werde, die Glücksspiel-Streams stark einschränken dürften. Streams wie die von xQc. Im nächsten Moment öffnete er ein Onlinecasino und schmiss mal wieder 1000 Dollar in einen virtuellen Automaten. »28 Tage, Bruder«, sagte er grinsend.