Der Anbau und der Vertrieb von Cannabis ist in Deutschland strafbar und wird mit einer mehrjährigen Haftstrafe bestraft. Peter (Name von der Redaktion geändert) gehört zu einem losen Verbund von Dealern und Anbauern in und um Hamburg. Er betreibt mehrere Cannabisanbau-Zelte in verschiedenen Wohnungen. Einige Zelte werden zusammen verwaltet, bei anderen arbeitet er auf eigene Rechnung. Für ZDFzoom packt er aus und erzählt von dem Dealernetzwerk und seinem fragwürdigen „Geschäftsmodel", bei dem er letztlich das größte Risiko auf andere abwälzt.
Peter: Früher haben wir das sehr umständlich aus Holland importiert. Sehr sicher, aber auch extrem umständlich. Mit der Zeit wurde das bei den Mengen, die wir brauchen, zu aufwendig und zu teuer und haben dann angefangen selber anzubauen. Ich hatte erst eine kleine Abstellkammer, wo ich rumprobiert habe.
Therapeutische Anwendung von THC
THC (Tetrahydrocannabinol) ist der Stoff in Cannabis, der den Rausch verursacht - aber eben auch andere Wirkungen hat. Spastik (z.B. bei Multipler Sklerose), Schmerzen, Appetitlosigkeit und Abmagerung (bei AIDS und Krebs), Glaukom (erhöhter Augeninnendruck), Asthma, ADS/ADHS: Die Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (ACM) nennt zahlreiche therapeutische Anwendungsmöglichkeiten von THC. "Zur Therapie all dieser Erkrankungen gibt es bereits wirksame Medikamente. Allerdings helfen diese Medikamente nicht bei allen Patienten ausreichend oder verursachen manchmal starke Nebenwirkungen", so die ACM. Oftmals könnten Cannabisprodukte auch sinnvoll mit anderen Medikamenten verwendet werden, sodass deren Dosis reduziert werden könne.
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CBD (Cannabidiol) ist ein weiterer Wirkstoff in Cannabis, der nicht solche Rauschzustände wie THC bewirkt, dennoch aber therapeutische Eigenschaften aufweist. "CBD kommt vor allem in Faserhanf vor", so die Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (ACM). Es wirke entzündungshemmend, nervenschützend, antiepileptisch, angstlösend und antipsychotisch. "Wer heute im deutschsprachigen Raum CBD aus therapeutischen Gründen nutzen möchte, kann Faserhanf, der in Deutschland von Landwirten angebaut werden darf, kaufen und Tees aus den Blättern und Blüten anfertigen oder Extrakte herstellen", erklärt die ACM.
Wer in Deutschland auch nur eine Hanfpflanze auf dem Fensterbrett oder im Garten hat, steht schon mit einem Bein im Knast: Der Anbau von Drogenhanf ist hierzulande strafbar. Selbst der Cannabis, der nach Sondergenehmigung in Apotheken abgegeben werden darf, wird importiert. Auch wer mit Cannabis in kleinen Dosen erwischt wird, macht sich strafbar. Rein rechtlich gibt es keine Mindestgrenze, unter der Haschisch oder Marihuana als Eigenbedarf gewertet wird. Erlaubt ist maximal null Gramm - also nichts. Je nach Bundesland verfahren die Gerichte allerdings unterschiedlich. Bis zu zehn Gramm Wirkstoff werden bei Besitz noch als eine Menge angesehen, bei der man nicht als Drogenhändler da steht. Verlassen sollte man sich aber nicht darauf: Geldstrafe und bis zu fünf Jahre Gefängnis drohen in Sachen Cannabis.
Es ist eine alte Weisheit: Was eine Wirkung hat, hat meist auch eine Nebenwirkung. Das trifft auch auf Cannabis zu. Unangenehme psychische Auswirkungen, Angstzustände zum Beispiel, können das Ergebnis von Cannabiskonsum sein. "Man steigt mit geringen Mengen ein, steigert schrittweise die Dosis und hofft, dass die erwünschte Wirkung eher eintritt als unangenehme Wirkungen", sagt Franjo Grotenhermen von der Arbeitsgemeinschaft "Cannabis als Medizin". Aber nicht immer setzt auch eine erwünschte Wirkung ein. Viele seien durch Berichte im Internet sehr euphorisiert - und ebenso enttäuscht, wenn es nicht funktioniere. "Das muss aber jeder für sich ausprobieren - gerade wenn der Patient austherapiert ist und nichts wirkt. Cannabis ist kein Wundermittel, aber wenn es hilft, soll man es den Menschen auch nicht verweigern", sagt Grotenhermen.
Jetzt haben wir gerade an 8 verschiedenen Stellen, wo 1-2 Zelte stehen. Von 13-14 möglichen Orten. Wir wechseln auch immer wieder Orte, lassen sie für eine Weile ruhen, damit's nicht zu auffällig wird, aber die Miete zahlen wir trotzdem. Wir haben schon ziemlich hohe Ausgaben, aber wir machen das auch schon seit sehr vielen Jahren, sehr zuverlässig. Wir haben unsere Leute, die uns vertrauen. Das hat auch damit zu tun, dass man sich den Ärger, den das bringen kann, zu plaudern nicht lohnt. Im Gegenteil. Es lohnt sich vielmehr zu uns zu gehören!