Oliver Weber

Student / Autor, Regensburg

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Rawls: Wer diesen Schleier hebt

Stellen Sie sich folgende Situation vor" - mit diesem Satz beginnen viele Argumentationen von John Rawls, der am 21. Februar 1921 in Baltimore geboren wurde und im Alter von fünfzig Jahren mit seiner „Theorie der Gerechtigkeit" eines der bedeutendsten theoretischen Werke des zwanzigsten Jahrhunderts veröffentlichte. Das Gedankenspiel steht dabei nicht im Dienst einer utopischen Phantasie, sondern fungiert als notwendiger Abstraktionsschritt auf dem Weg zur Lösung philosophischer Probleme. Die Reinigung von kontingenten Bedingungen soll den Blick für das Wesentliche öffnen.

Auf diese Weise führt Rawls die Fiktion des Urzustandes ein: Auf welche Prinzipien der Gerechtigkeit würden vernünftige Individuen sich einigen, hätten sie keine Informationen über ihre zukünftigen sozialen Positionen und natürlichen Fähigkeiten? Die Antwort von Rawls, hinter einem solchen „Schleier des Nichtwissens" würden die beiden Prinzipien der Freiheit und Gleichheit anderen - wie etwa utilitaristischen - vorgezogen werden, prägte mehrere Generationen praktischer Philosophen.

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