Oliver Weber

Student / Autor, Regensburg

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Artikel

Richard Rorty wiedergelesen: Der liberale Ironiker im postumen Vokabeltest

„Vor etwa zweihundert Jahren fasste in der Vorstellungswelt Europas der Gedanke Fuß, dass die Wahrheit gemacht, nicht gefunden wird." Ausgehend von dieser geistesgeschichtlichen Feststellung entfaltete der amerikanische Philosoph Richard Rorty die Überlegungen seines 1989 erschienenen Werkes „Kontingenz, Ironie und Solidarität". Der Satz könnte heute, also dreißig Jahre nach dessen Veröffentlichung, problemlos am Anfang eines Beitrags über das Zeitalter der „Fake News" und „alternativen Fakten" stehen, der sich kritisch mit dem vermeintlichen politischen Relativismus der Gegenwart auseinandersetzt. Für Rorty stellte die Einsicht in das Gemachtsein der Wahrheit dagegen einen Befreiungsschlag dar, und er meinte es nicht negativ, wenn er von einer „kulturellen Hegemonie" dieses Gedankens schrieb.

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