Mit bombastischen Trailern und Gameplay-Ausschnitten wird jedes Jahr ein Hype kreiert, der letztlich Millionen an Spieler weltweit vor die Konsole lockt. Aber überteuerte Inhalte und fehlender Service für die Fans brachten die Spieler nicht nur im Vorgänger Black Ops 4 immer wieder auf die Barrikaden.
Nun wagen die Entwickler einen Neustart. Unter der Flagge der beliebten Modern Warfare-Reihe, die 2007 ihren Anfang nahm, will sich das Spiel auf alte Stärken besinnen. Keine Schlachten im Weltraum, keine kompliziert gestalteten Fähigkeiten - einfach nur ein bodenständiger Egoshooter, den man mit seinen Freunden spielen kann. Und tatsächlich begegnet man einer Ernsthaftigkeit, die man in der Reihe lange vermisst hatte.
Die Kampagne, die wieder für enttäuschte Singleplayer-Fans ins Spiel genommen wurde, lässt den Protagonisten in schockierende Kriegsszenarien schlüpfen, die das Vorgehen gegen eine fiktive Terrorgruppe thematisieren. Diese treiben in ganz Europa ihr Unwesen und haben sich gewaltsam Zugang zu chemischen Waffen verschafft. Während der Spieler systematisch gegen seine Feinde vorgeht, wird er mit schwierigen Situationen auf unübersichtlichen Kriegsschauplätzen konfrontiert und begegnet dabei Gräueltaten, die die Toleranzschwelle eines manchen Spielers überschreiten könnten. Und auch wenn sich die Schrecken des Krieges sicher nicht angemessen in einem Videospiel darstellen lassen, gibt der Entwickler Infinity Ward sich sichtbar Mühe, eine angemessen authentische Inszenierung abzuliefern.
Mehrspieler wie in alten Zeiten
Während man im Rahmen der Story-Kampagne sich noch mit computergesteuerten Widersachern auseinandersetzen muss, bietet das Kernelement des Spiels intensive Mehrspieler-Schlachten. Im Multiplayer misst man sich mit Spielern der ganzen Welt und kann dabei erstmals in der Historie der Reihe plattformübergreifend spielen. So kann ein Konsolenspieler an der Seite eines PC-Spielers kämpfen.
Gameplay-technisch erfindet Modern Warfare in keinster Weise das Rad neu, sondern erinnert in seiner Handhabung tatsächlich an die alten glorreichen Call of Duty-Zeiten. Die zahlreichen Waffen sind realistisch und anpassbar wie niemals zuvor, die Karten verschachtelt und unübersichtlich - Nostalgiker werden sich direkt wohlfühlen.
Aber auch die Neueinsteiger sollten sich schnell zurechtfinden, wenngleich das ständige Chaos durchaus Frustpotenzial mit sich bringt. So verbringt ein Großteil der Spieler, in Gamingkreisen als sogenannte "Camper" bezeichnet, ihre Zeit wartend in einer dunklen Ecke und lauern auf ahnungslose, vorbeilaufende Feinde, statt aktiv am Spielgeschehen teilzunehmen. Dieser Umstand nimmt dem Spiel seine angenehme Geschwindigkeit und sorgt für etliche Frustmomente.
Ein Ohr für die Fans
Neben den beiden Standard-Modi liefert Modern Warfare dem Nutzer noch ein kooperatives Erlebnis, genannt Spec-Ops. Hierbei bestreitet man in Gruppen von bis zu vier Spielern diverse Missionen mit unterschiedlichsten Zielsetzungen und muss konstruktiv zusammenarbeiten, um Fortschritte zu erzielen. Alternativ kann man in einem Überlebensmodus gegen unendliche Wellen an Feinden antreten und auf die Jagd nach einem neuen Highscore gehen. Der Koop-Modus fungiert hierbei als gelunge Abwechslung zu den kompetitiven Mehrspieler-Schlachten.
Entwickler Infinity Ward liefert bravourös das ab, was in den Spielerkreisen gefordert wurde. Ein Gegenwarts-Shooter mit wenig Schnickschnack, eine Hommage an die alten Modern Warfare-Teile und ein spielerfreundliches, weniger profitorientiertes Spieleerlebnis. So sollen viele weitere Inhalte wie Mehrspieler-Karten, weitere Waffen und mehr kostenfrei nachgeliefert werden. Auch auf die von allen Seiten kritisierten Lootboxen, die der Spieler durch "echtes Geld" aufkaufen musste, wurde komplett verzichtet. Klingt vielversprechend, sollte aber trotzdem mit Vorsicht genossen werden. Oftmals schlachtete Activision seine Spiele im Nachhinein doch noch aus und tackerte an jede Kleinigkeit ein Preisschild. Bleibt zu hoffen, dass die gute Basis des Egoshooters diesmal von der Geldgier verschont bleibt und sie tatsächlich etwas aus der massiven Kritik der vergangen Jahre gelernt haben.