Nora Koldehoff

Freie Autorin / Freie Journalistin, Köln

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„Wir wollen für unsere Bilder einstehen"

Bild: laif Genossenschaft


Die Fotoagentur laif hat in diesem Jahr ihr mehr als 40jähriges Bestehen mit einer Ausstellung im Museum für angewandte Kunst gefeiert. Doch seit August ist laif nicht mehr nur eine Agentur, sondern auch eine Genossenschaft - und damit als solche selbst Eigentümerin der Agentur. Dazu entschlossen sich die Mitglieder, nachdem der bisherige Besitzer, die Bildagentur ddp images, von Action Press gekauft wurde. „Unsere Bilder sind es wert", schreibt Fotograf und Vorstandsmitglied Andreas Herzau in einer Pressemitteilung dazu. Im Gespräch mit Meine Südstadt erklärt er, warum dieser Schritt notwendig war - und welche Reaktionen die Genossenschaft seitdem bekam.

Meine Südstadt: laif ist jetzt eine Genossenschaft. Ist das ein back to the roots? Entstanden ist laif ja eigentlich genau so: als Zusammenschluss von einigen Fotografen...

Das klingt immer so ein bisschen sehnsüchtig, back tot he roots. Aber eigentlich ist es eher das Gegenteil: forward to the future. Die Genossenschaft ist jetzt das Dach der Marke laif und hat die GmbH gekauft. Die Agentur selbst mit ihren mehr als 300 Fotografinnen und Fotografen und internationalen Netzwerken arbeitet genauso weiter wie vorher. Der einzige große Unterschied ist, dass wir durch die Genossenschaft eine sehr demokratische Form der Unternehmensführung gewählt haben. Bei einer Genossenschaft ist egal, wie viel Geld jemand in die Firma einzahlt - man hat nur eine Stimme. Die Genossenschaft versteht sich als eine Art Inkubator. Ihr Ziel ist es, weiterhin die Marke laif zu stärken und den unabhängigen Fotojournalismus zu ermöglichen. In einer Zeit, in der die Medienlandschaft wirtschaftlich ziemlich ächzt und leidet, ist das besonders wichtig. Die Genossenschaft tritt an, um als Besitzerin, Beraterin, aber eben auch als Entwicklerin für die Marke laif zu agieren.

Wer hatte denn die Idee? Wie kam die auf?

Nachdem bekannt wurde, dass die Agentur ddp images, bisherige Besitzerin von laif, verkauft wird, haben sich einige Fotografinnen und Fotografen gefragt: Wie geht es weiter? Was bedeutet für uns? Dann haben wir uns zusammengesetzt und darüber diskutiert. Dabei kam der Plan auf, eine Genossenschaft zu gründen und die Agentur zu kaufen - eine ungewöhnliche und auch einzigartige Idee. Wir sind, soweit wir wissen, die einzige Agentur, die als Genossenschaft agiert. Zumindest in Deutschland gibt es das kein zweites Mal.

Die Agentur hat sich auch immer dadurch ausgezeichnet, dass die Fotograf*innen ein hohes Mitspracherecht haben, was mit den Bildern passiert, richtig?

Anders als bei anderen Agenturen können wir relativ gut beeinflussen, wo die Bilder eingesetzt werden, und als Fotografen und Fotografinnen Absprachen mit der Agentur treffen. Ein großer Unterschied ist auch, dass laif noch sehr viele ausgebildete Bild-Redakteurinnen und Bild-Redakteure hat, die Printmedien oder auch andere Medien beraten. Viele andere Agenturen haben das nicht mehr. Die haben nur noch sehr wenig Personal und können auf spezielle Nachfragen, die die Umstände oder auch die Verifizierung von Bildern betreffen, gar nicht mehr reagieren. Dort kann man einfach nur noch Bilder runterladen und fertig.

In Ihrer Presseerklärung hieß es, dieser Schritt sei nötig geworden, um die Werte der Agentur weiter zu tragen. Liegt das daran, dass ddp von Action Press übernommen wurde? 

Genau. Wir wollten nicht, dass laif in die Zwänge einer Aktiengesellschaft gepresst wird. Das kann zur Folge haben, dass Geld, das durch die Bilder der Fotografinnen und Fotografen verdient wird, im Zweifelsfall einfach abgeschöpft wird - und nicht mehr unbedingt der Agentur zugute kommt. Ob das passiert wäre, wissen wir nicht. Aber wir wollten dem vorbeugen.


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Donnerstag, 27. Oktober 2022 | Text: Nora Koldehoff 

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