Nora Koldehoff

Freie Autorin / Freie Journalistin, Köln

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„Man kann nicht kinderfreundlich sein, wenn man kürzt"

Bild: Nora Koldehoff


Kürzungen in der Kinder- und Jugendarbeit stehen namentlich so zwar nicht im Kölner Haushaltsentwurf 2023/24. Wohl aber Einsparungen in der Form, dass etwa bestehende Projekte nicht weiter bezuschusst werden. Ebenso eine ausbleibende Anpassung bestehender Zuschüsse an die zu erwartenden Kosten, die die vielen kleinen und großen Träger der Jugendhilfe zu stemmen haben werden. Und das läuft unterm Strich dann eben doch auf Kürzungen hinaus.

„Alle Träger, die betroffen sind, wie etwa die Spielewerkstatt, Kulturpädagogische Facheinrichtungen oder das Mädchenhaus, haben damit gerechnet, dass die bezuschussten Projekte dauerhaft besetzt werden können, weil entsprechende Signale aus Verwaltung und Politik kamen", sagt Thorsten Buff, Geschäftsführer des Kölner Jugendrings. „Jedenfalls bis wir das Schreiben bekommen haben, dass das eben nicht der Fall ist."

Konkrete Gefahr für Jugendeinrichtungen

Auch die Träger, die bislang nicht von den geplanten Projektstreichungen betroffen zu sein scheinen, sind es bei genauerem Hinsehen eben doch: Durch steigende Energie- und Wasserkosten sowie entsprechende Tarifanpassungen kommt eine ausbleibende Erhöhung der Zuschüsse einer Kürzung gleich. Die Gefahr besteht, dass Träger dazu gezwungen sein werden, Einrichtungen zu schließen. Das wird bestehende Strukturen nachhaltig zerschlagen. Gerade nach den beiden letzten Pandemiejahren ist aber der Bedarf an pädagogisch qualifizierten Angeboten besonders hoch.

Auch das queere Jugendzentrum „anyway" hatte bereits gegen die drohende Schließung der angegliederten Beratungsstelle für LGBTIQ*Jugendliche protestiert. Diese war erst vor zwei Jahren installiert worden - mit dem Versprechen, solche Strukturen nicht wieder abzubauen. Auch hier ist der Bedarf an wichtiger fachlicher Beratung hoch - und weiter steigend.

Unsichere Planungen

„Wir hatten gerade in diesem Jahr ein großes Aufholprogramm durch Corona aufgebaut, bezuschusst von der Bundesregierung, in dem auch Stellen geschaffen wurden, die jetzt nicht mehr weiterfinanziert werden sollen", erklärt Buff. „Und: Wenn Konsolidierungen im Raum stehen, werden wir unseren Fachkräften sagen müssen, dass wir nicht wissen, ob wir sie im nächsten Jahr weiterbeschäftigen können. Dann werden sie beim jetzigen Fachkräftemangel - nachvollziehbarerweise - weiterziehen. Und wir fangen wieder bei Null an. Die Beziehungsarbeit in den Einrichtungen ist damit zunichte gemacht. Umso wichtiger ist es, dass wir uns in der Jugendhilfe vernetzen und uns organisieren."


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Dienstag, 13. September 2022 | Text: Nora Koldehoff | Bild: Nora Koldehoff



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