Nora Koldehoff

Freie Autorin / Freie Journalistin, Köln

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„Niemals geht man so ganz"

Schild am Trude-Herr-Park (Bild: Nora Koldehoff)

Neben der Sache mit der Schokolade und dem Mann ist dies sicherlich die bekannteste und meistzitierte Liedzeile von Trude Herr. Jetzt steht sie neben ihren Lebensdaten auf dem Infoschild, das das offizielle Straßenschild „Trude-Herr-Park" ergänzt.

Die meisten Besucher*innen des Parks wissen wohl, wer die quirlige Urkölsche Trude Herr war, doch selbstverständlich ist dieses Wissen eben doch nicht. Umso wichtiger ist, dass neben dem Namensschild auch kurz erklärt wird, wer die so geehrte Person eigentlich war.

Ergänzende Hinweisschilder als Standard

Dass dieser Hinweis oft auch bei vergleichsweise neuen Straßenschildern fehlt, fiel vor einiger Zeit unserem „Fahrradbürgermeister" Reinhold Goss auf: Als vor zwei Jahren die Fahrrad-Schnitzeljagd, „Alleycat", am Anna-Schneider-Steig am Rheinufer starten sollte, fragten sich einige Teilnehmer*innen, wer Anna Schneider denn eigentlich war. So genau wusste das auf Anhieb niemand - dabei ging auf ihre Initiative die erste Frauenrechtsorganisation der Arbeiterbewegung in Deutschland zurück.

„Eigentlich sollten grundsätzlich an allen Straßen und Plätzen, die nach Personen benannt worden sind, auch zusätzliche Informationen stehen", findet Goss. Mit einem entsprechenden Hinweisschild am Anna-Schneider-Steig hatte er den Stein ins Rollen gebracht - und ihn im nächsten Schritt dann sozusagen schräg gegenüber in den Trude-Herr-Park weitergerollt.

Trude Herr ist im Stadtgedächtnis - und auch weit darüber hinaus - sehr viel präsenter, als die sozialistische Arbeiterin. Aber auch am nach ihr benannten Park fehlte ein Schild - bis heute. Pünktlich zum 4.Mai, an dem das Allroundtalent 95. Geburtstag gehabt hätte, wurde es am Mittwochmittag feierlich enthüllt.

Eine von uns

Der Künstler Cornel Wachter hob hervor, dass Trude Herr insbesondere mit ihrem „Theater im Vringsveedel" ihrem Publikum einen Spiegel vorgehalten, aber auch selbst in selbigen hineingeschaut habe. Auch wenn sie sich ungern auf der Straße ansprechen ließ, wurde sie auf Augenhöhe wahrgenommen, als „eine von uns".

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Donnerstag, 5. Mai 2022 | Text: Nora Koldehoff



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