Meine Südstadt: Wie kam es dazu, dass du K.R.A.K.E. ins Leben gerufen hast?
Christian Stock: Ich bin von Haus aus so erzogen worden, dass man sein Bonbonpapier nicht einfach auf die Straße wirft. Sollte selbstverständlich sein. Aber man stellt fest: das ist es leider nicht. Dann war ich vor acht Jahren beruflich bei Dreharbeiten in Nepal unterwegs. Nachmittags habe ich getaucht und vor mir schwamm das Papier eines Schokoriegels herum. Das habe ich mir gegriffen und festgestellt, alle Angaben standen da auf Deutsch drauf.
Da dachte ich mir: Du hast eine Verantwortung als Westeuropäer aus einem Land, dem es wirklich gut geht. Tu was, mach was. Es ist auch dein Müll, der in Asien landet. Ein gewisser Prozentsatz landet in Malaysia auf irgendwelchen Deponien. Das ist unser Müll. Darum habe ich angefangen, einfach am Rheinufer ein bisschen aufzuräumen. Also wenn da was lag - und es lag da viel - es aufzuheben. Erst allein, dann mit ein paar Kumpels. Mit mehreren Leuten macht's mehr Spaß. Und dann habe ich diese Gruppe über Facebook ins Leben gerufen, mit lustigen Bildern, Videos, und immer mit Humor. Der ist für mich ganz wichtig.
Hieß es da schon „K.R.A.K.E."?
Ja, zeitgleich mit der mit der Gründung auf Facebook kam auch die Namensgebung. Da dachte mir, wie nennst du das Kind? Es muss ja irgendwie Köln mit rein und Aufräumen muss auch drin vorkommen. Und: Es wäre doch cool, wenn ich irgendwie hinkriegen würde, auf „Krake" zu kommen, dieses intelligente, sympathische Meeres-Lebewesen, um das es ja unter anderem geht bei all dem. Dann ging es relativ schnell durch die Decke. Gute Videos und Fotos gepostet, niemals mit erhobenem Zeigefinger, sondern eher: Hey, vorher - nachher, was gefällt euch besser? Die Leute haben mir die Bude eingerannt und so ist es bis heute geblieben.
Wenn dann Lockdown und Winter gleichzeitig zu Ende gehen und man das erste Mal wieder am Rhein entlanggeht, ist es ja schon ganz schön frustrierend zu sehen, wieviel Müll gleich wieder herumliegt... Ist es natürlich, klar, aber mit dieser Motivation gehen wir nicht an die Sache. Wir denken nicht: Das sieht schlimm aus, sondern wir machen das. Wir packen an und fühlen uns gut, versuchen, dabei ein positives Gefühl zu haben. Es funktioniert.
Wie viele feste Mitstreiter habt Ihr? Um die 200 bis 230 Vereinsmitglieder, auf Facebook nochmal ein Vielfaches an Followern mehr. Bei unseren Müllsammelaktionen kommen durchschnittlich 40 bis 90 Leute.
Zum Original