Maja Majer-Wallat: Ich bin ja so ein bisschen schüchtern in Bezug auf das, was ich mich da traue.
Meine Südstadt: Weil die letzte eigene Ausstellung so lange zurückliegt?
Maja Majer-Wallat: Ich habe immer viel davon gehalten, dass das Kunst-Schaffen Teil des ganzen Lebens ist. Zu dieser Einstellung gehört aber auch dazu, dass die Beschäftigung mit der Kunst nicht aufhört, wie wenn man in Rente geht. Sondern dass es darauf fußt, dass man anders denkt.
Und wohl nicht nur, wenn man selbst im Kunstbetrieb tätig ist...
Das kann man sich bewahren - auch während man das Geld für Kinder und Lebensalltag verdient und diese Art von Kreativität in das Leben einbringt. Es stand natürlich irgendwann auf dem Zettel: Was heißt das jetzt für mich? Rente - und dann? Zuerst habe ich gedacht, ich schließe an mein früheres Arbeiten mit Keramik an, aber dann gab es Probleme mit den Händen und der Arzt hat gesagt, es wäre besser für mich, keinen Ton zu kneten. Also habe ich den Ofen verschenkt, mich von dem Gedanken verabschiedet und die Frage war da, wie es weitergeht. Zu der Zeit habe ich dieses Buch gelesen von Jean-François Billeter: „Ein Paradigma". Ganz am Anfang erzählt er davon, wie er im Café sitzt, dem Leben um sich herum zusieht und seine Gedanken fließen lässt. Da dachte ich: wie schön. Ich ging damals auch jeden Tag ins gleiche Kaffeehaus, hockte mich da hin, hab da geguckt, gelesen, mich unterhalten. Das war eine kleine Offenbarung des Sich-Öffnens. Dann war ich in der Bretagne und bin auf diese Blüten gestoßen. Da habe ich mir die Blumen angeguckt und den Stempel und habe das einfach mal wörtlich genommen und damit gestempelt. Das war so der Auslöser. Und so harmlos wie schön. Es war eine kleine Entdeckung. Dem habe ich mich weiter geöffnet und habe Unmengen von diesen abgeschnittenen, vertrockneten Blumen gefunden, als ich ein halbes Jahr später wiederkam. Und mit denen bin ich in mein Zimmer gegangen, habe mir einen Tisch unter das Fenster gestellt und habe angefangen, damit rumzuspielen. Also wirklich zu spielen, im Sinne eines zweckfreien Tuns: Ich muss nichts erreichen.
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