Nora Koldehoff

Freie Autorin / Freie Journalistin, Köln

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"Das Handwerk schlägt zurück"

Bild: Nora Koldehoff/Bettina Knittel

Die Arbeiten der beiden Kölner Künstler sind gemischt und dicht gehängt und wirken auf den ersten Blick, als würden sie aus einer Hand stammen. Nach und nach werden dann aber die beiden unterschiedlichen Handschriften klarer. Heribert Schulmeyers Formsprache nimmt spielerisch Versatzstücke aus dem Alltäglichen und Nicht-Alltäglichen auf, etwa mit einem Blick auf eine Raumecke, einen Tisch mit zwei Gläsern - oder auch auf einen Mann, der Papageien balanciert. Seine Bilder strahlen eine eigentümliche Ruhe aus, während die Arbeiten von Theo Kerp nahezu expressionistisch anmuten und eine dynamische Spannung entwickeln, mal gegenständlich verrätselt, mal ornamenthaft abstrakt. Die Besucher der Vernissage lassen sich vom dichten Andrang nicht aus der Ruhe bringen. Manche scheinen mit den Blicken förmlich zwischen die Druck-Schichten der Arbeiten kriechen zu wollen.

„Man schneidet und bearbeitet die Linolplatte und druckt. Dann schaut man sich den ersten Druck an und sagt: ,Ah, interessant'", erzählt Heribert Schulmeyer. „Dann schneidet man weiter, druckt wieder, diesmal in einer anderen Farbe - und irgendwann ist die Platte weg. Darum spricht man dann auch vom ,verlorenen Verfahren'. Man kann nur in eine Richtung gehen. Das ist für jemanden, der sonst sehr kontrolliert arbeitet, eine Herausforderung. Und auch der Reiz an der Sache." Der Kölner Künstler hat am vergangenen Samstag gemeinsam mit seinem Kollegen Theo Kerp eine sehr gelungene Gemeinschafts-Ausstellung in der „Kölner Graphikwerkstatt" in der Südstadt eröffnet, in der beide Linol-Drucke aus den vergangenen beiden Jahren zeigen.


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Dienstag, 5. November 2019 | Text: Nora Koldehoff

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