Geschrieben, erzählt Christina Bacher, habe sie schon immer. In der Schule ging das mit einem ziemlichen Arbeitsaufwand einher: Für ihre selbstverfassten und eigens farbig illustrierten Kurzgeschichten über ‚Purzel und Wurzel' fand sie schon in der Grundschule Abonnenten. 10 Pfennig kostete jeweils das Frühwerk von damals. Ein Dumpingpreis, wenn man bedenkt, dass Bacher weder Kopierer noch Drucker oder wenigstens Matrizen zur Hand hatte. Jede Geschichte wurde von Hand abgeschrieben und erneut illustriert. Nach Studium, in Germanistik und Europäischer Ethnologie arbeitete sie als Pressesprecherin für Verlage. Inzwischen betreibt Christina Bacher mit ‚Bachers Büro' eine „Schmiede für Texte aller Art."
Ihre Kinderbuchreihe ‚Bolle und die Bolzplatzbande' spielt überwiegend in der Kölner Nordstadt. Im April ist das neue Buch ‚Haialarm' erschienen, in dem die Gruppe eine Reihe von Überfällen auf Schmuckgeschäfte aufklären will, die irgendwie mit einem Immobiliencoup in der Nordstadt zusammenzuhängen scheinen.
Meine Südstadt: Als ‚Köln-Krimi für Pänz' bewirbt der emons-Verlag das neue Buch ‚Haialarm'. Wird die Reihe auch anderswo gelesen?
Christina Bacher: Ja, sehr viel. Ich war mit der Reihe auch vorher bei einem anderen Verlag aus Berlin, der hat die Bücher gar nicht mit so viel Lokalkolorit vermarktet. Ich bin sehr viel auf Lesungen unterwegs, in ganz Deutschland und auch in der Schweiz. Bei den Lesungen woanders kommt es vor, dass man ins Gespräch über Köln kommt. Und wenn ich auf dem Land lese, dann staunen die Kinder und sagen: Oh, so ist es in Köln? Fahrraddiebe, oje. Hab ich noch nie einen gesehen. Während hier die Kinder viel von ihren geklauten Rädern zu erzählen haben. Die Bücher funktionieren auch auf dem Land, aber eben anders. Und in Potsdam zum Beispiel ist dafür das Immobilienhai-Thema nicht so präsent. Ich hatte zuerst auch etwas Bedenken, dass das neue Buch unter dem Label Regionalkrimi herauskommt, weil das ja auch ein Stempel sein kann, aber das muss es gar nicht sein. Und es passt gut dahin. Als sei die Buchreihe nach Hause gekommen.
Bekommt man über spannende Krimigeschichten die Kinder eher ans Lesen?
Wenn ich zu Lesungen in Schulen bin, müssen die Schüler ja kommen. Da sitzen dann etwa 60 Kinder, und darunter sind natürlich auch immer welche, die eigentlich keine Lust haben. Mit den Krimigeschichten kriege ich sie dann schon. Sicher auch, weil Krimis eben spannend sind. Ich fange meist mit einem Ratekrimi an, dann entwickeln sie schon so einen sportlichen Ehrgeiz. Damit hab ich die Kinder-Krimis auch angefangen. Ich habe mit Ulrich Noller, meinem damaligen Coautor, zusammen 200 Ratekrimis fürs Radio geschrieben. Mit den gleichen Figuren, aus denen dann später die Bücher um die Bolzplatzbande entstanden sind. Das wurde im Radio gesendet, und die Kinder konnten anrufen und auch etwas gewinnen. Da gab es schwerer und leichter zu lösende Rätsel.
Und manchmal kam zwar der Redakteur nicht auf die Lösung, die Kinder aber schon. Dann interessierte sich ein Verlag dafür, aber eben nicht als kurze Ratekrimis, sondern als Buchreihe, so fing das damals an. Diese Ratekrimis kann ich auswendig, und sie sind extra fürs Hören geschrieben. Sie passen also auch gut auf Lesungen. Und wenn ich merke, ich muss ein paar der Kinder erstmal kriegen, dann fange ich gern damit an. Und danach erzähle ich aus den Büchern und von den längeren Geschichten. Das irritiert die Kinder dann manchmal regelrecht, und in den Fragerunden hinterher fragen sie dann, ob och das eigentlich alles auswendig kann. Oder so nach zwei Stunden Diskussion dämmert es einigen, dass ich das Buch geschrieben habe. Einmal sollte ich ein Buch von den drei ??? signieren, das habe ich aber nicht gemacht.
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Mittwoch, 2. September 2015 | Text: Nora Koldehoff
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