Nora Koldehoff

Freie Autorin / Freie Journalistin, Köln

3 Abos und 1 Abonnent
Artikel

Die Feierlichkeit des Alltäglichen

Bild: ©Robert Adams/Galerie Thomas Zander

Eine sakrale Ruhe strahlen die Bilder des amerikanischen Fotografen Robert Adams aus. Dabei haben viele der abgebildeten Gebäude und Objekte auf diesen Aufnahmen gar keinen kirchlichen Hintergrund. Adams, Jahrgang 1243 und einer der wichtigsten Fotografen der Gegenwart, dokumentiert seit vielen Jahren den amerikanischen Westen, wo er seit vierzig Jahren lebt. Nur einmal, 1968, verließ er die USA und reiste zusammen mit seiner schwedischen Frau nach Europa. Auf dieser Reise begann er sich für modernes Design und Architektur zu interessieren. Darum nutzte er die Gelegenheit, sich bedeutende Gebäude selbst anzusehen – speziell die von Rudolf Schwarz entworfene Kirchen in Köln und Aachen, über die er in einem Buch gelesen hatte. Der Besuch der schmucklosen Kirche St Fronleichnam und zweier weiterer von Schwarz entworfener Kirchen, St. Christopherus in Köln und St. Bonifatius in Aachen, war wie eine Offenbarung für den Fotografen. Gerade die Reduktion, das Karge und dabei dennoch Feierliche erschienen ihm gleichsam als Antwort auf die Frage, wieviel man weglassen könne – und trotzdem noch das Leben bejahen. Die besondere Wirkung der Kirchen entfaltete sich für Adams vor allem durch das Licht in dem stillen und weißen Raum. Diese Faszination spiegelte sich nach der Reise auch in seinen Fotografien wieder. Durch die Erfahrung, die das Licht bei ihm in den Kirchen ausgelöst hatte, lag auch sein eigenes Augenmerk fortan darauf, es in seinen Fotografien so einzusetzen, dass es eine eigene Wirkung auf das dargestellte Objekt hat. Adams fand auch für seine Abbildungen des Alltäglichen nach eigenem Bekunden „ein Licht von solcher Reichhaltigkeit, dass Banalität unmöglich ist". Eine großartig inszenierte Ausstellung in der Galerie Zander stellt nun Arbeiten von Adams denen von Schwarz zum ersten Mal gegenüber.

Persönlich konnten sich die beiden nie begegnet: Zum Zeitpunkt von Adams' Europareise war Schwarz schon sieben Jahre tot. Die Wirkung aber, die der Besuch der deutschen Kirchen auf Adams hatte, beschrieb er später so: „Sie gaben mir den Eindruck, als ich nach Amerika zurückkehrte, dass sich nicht nur Kirchen, sondern ganze städtische und vorstädtische Landschaften als sakral offenbaren können. Das war wohl auf irgendeine Weise der Grund dafür, dass ich anfing zu fotografieren: Um zu sehen, ob ich in Bildern eine emotionale Entsprechung der Kirchen finden könnte."


Die Doppelausstellung in der Galerie Zander hat diese Initialzündung, diese Brücke zwischen Fotografie und Architektur und ihre Auswirkung auf die Arbeit des Fotografen zum Thema gemacht.


(...)


Mittwoch, 14. Januar 2015 | Text: Nora Koldehoff


Zum Original