Nora Koldehoff

Freie Autorin / Freie Journalistin, Köln

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Auf einen Kaffee mit Heike Luhr, Lehrerin für Kinder von Schaustellern

Heike Luhr (Bild Nora Koldehoff)

Heike Luhr ist Lehrerin in der Südstadt. Doch seit einem guten Jahr nicht nur dort. Seitdem teilt sie ihre Arbeitszeit auf - mit halber Stelle unterrichtet sie noch an der Grundschule Mainzer Straße, den Rest der Arbeitsstunden benötigt sie für Kinder von Schaustellerfamilien. Als eine von 36 sogenannten Bereichslehrerinnen in NRW ist die 47-Jährige zuständig für Kinder, die im Rhein-Erft-Kreis wohnen.

Meine Südstadt: Wie kam es zur Zusatzaufgabe?

Ich kannte jemanden, der das schon seit Jahren macht und für die Kinder als Bereichslehrer arbeitet, die im Kölner Innenstadtbereich und in Leverkusen wohnen. Ich fand interessant, was dieser Kollege von dieser Arbeit erzählte, und habe mich dann auf die freigewordene Rhein-Erft-Stelle beworben. „Bereichslehrer für Kinder von reisenden Familien" heißt das dann ganz korrekt. Für Zirkuskinder ist es nochmal anders organisiert, für die gibt es eine Zirkusschule und Lehrer, die dann teilweise auch mitreisen.

Wie sieht Ihre Arbeit im Gegensatz dazu aus?

Wir kümmern uns um Kinder, deren Familien beruflich reisen. Das sind vor allem Schausteller-Familien, es gibt aber auch Kinder, deren Eltern aus ganz anderen Gründen beruflich für längere Zeit reisen müssen. Das berufliche Reisen ist die Voraussetzung dafür, dass sie in meine Zuständigkeit fallen. DIe Kinder von Schaustellerfamilien sind in der Regel nicht permanent unterwegs, sondern haben einen festen Wohnsitz. Ich betreue jetzt vor allem die Kinder, die im Rhein-Erft-Kreis wohnen. Die haben dort ihre Stammschulen: die Schulen, in denen sie fest gemeldet sind. Wenn sie aber mehrfach im Jahr für Tage oder Wochen woanders in Deutschland untergebracht sind, weil die Eltern auf der Kirmes oder sonstwo arbeiten, besuchen die Kinder sogenannte Stützpunktschulen. Da müssen sie für die Zeit auch gemeldet werden. Und wir als Bereichslehrer, kümmern uns unter anderem darum, dass diese Anmeldung erfolgt, dass sie gut da ankommen, wir kümmern uns um die Kommunikation mit den Stammschulen und Stützpunktschulen, so dass alles transparent ist und keine Missverständnisse entstehen. Das ist der eine Teil der Arbeit. Der andere ist dann vor allem, dass ich die Kinder, die im Rhein-Erft-Kreis wohnen, auch dann regelmäßig besuche und fördere, wenn sie nicht auf Reisen sind. Das heißt, ich fahre entweder nachmittags zu ihnen nach Hause und mache mit ihnen zusammen Hausaufgaben, oder ich fördere sie auch in der Schule - je nach dem, was das Kind gerade braucht und was sinnvoll ist. Im Moment zum Beispiel betreue ich gerade einen festen Kreis von Kindern, die alle an der Grundschule in Wesseling sind. Ich versuche besonders, die Kinder dann für die Reisen zu wappnen, damit keine allzugroßen Lücken entstehen. Und sehe natürlich zu, dass ich die Kinder örtlich ein bisschen zusammenfasse. Dann kann es auch sein, dass ein Kind, das in Düsseldorf sein Stammschule hat, nun hier in die Gegend kommt, weil die Eltern auf der Kirmes in Bergheim arbeiten. Dann informiert mich der Bereichslehrer aus Düsseldorf - oder auch die Familie selbst - und ich kümmere mich darum, dass sie in Bergheim an der Stützpunktschule angemeldet sind und alles gut läuft, besuche die Familien. Ich bereite die Lehrer vor, fördere die Kinder, je nachdem. Manche Familien sind auch so selbst organisiert und eingespielt, dass sie auch keine große Unterstützung brauchen, aber oft ist es eben schon sinnvoll, wenn es so eine Schnittstelle gibt zwischen Schulen, Lehrern und Familien.


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Montag, 17. November 2014 | Text: Nora Koldehoff


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