Nora Koldehoff

Freie Autorin / Freie Journalistin, Köln

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Artikel

Großstadt mit Kleinstadtgefühl

Familie Young im Neuen Kunstforum (Bild: Tamara Soliz)

„Kannst Du die Sophia fragen, ob sie sich mit mir noch ein Würstchen teilen möchte?" „Frag sie doch selbst." „Ich bin aber erst sieben, ich kann das noch nicht auf englisch." „Dann frag sie mit Händen und Füßen." Aaron zeigt auf das Würstchen, macht mit der Hand Sägebewegungen, zeigt dann auf Sophia und sich, führt schmatzend die Hand zum Mund und schaut sie mit hochgezogenen Augenbrauen fragend an. Sophia nickt begeistert und und lacht laut auf. Den ganzen Monat Juni über hat sie in der Südstadt gewohnt und nach einigen Tagen regelmäßig das Jugendzentrum Bauspielplatz Friedenspark besucht - als Gast aus einem fernen Land und aus einem anderen Leben.

Eigentlich wohnt die Achtjährige mit ihren Eltern Jiayi und Shih-Wen Young in Sacramento in den USA. Sie lebten den Juni über hier, um eine Ausstellung vorzubereiten und zu präsentieren. Beide arbeiten in den Staaten als Professoren am American River College. Shih-Wen Young unterrichtet Physik, Jiayi Young „Art New Media". Vor ihrem Kunststudium hatte Sophias Mutter bereits einen Abschluss in Atomphysik gemacht. In ihrer Arbeit fokussiert sie die Verbindung von Kunst und Wissenschaft und plant ihre Projekte oft in Zusammenarbeit mit ihrem Mann. Beide beobachten, dass die Studiengänge in Amerika über die Jahre hinweg immer enger gefasst sind und kaum Raum für den oft zitierten „Blick über den Tellerrand" bleibt. Darum halten es die beiden anders. So werden die Physikstudenten dazu angehalten, sich auch mit Kunst zu beschäftigen und umgekehrt. „In Amerika mögen viele die Wissenschaft nicht sehr. Wenn sie nur die Zahlen sehen, haben sie schon genug. Aber das ist ja nur ein kleiner Teil der Wissenschaft", meint Shih Wen Young, „in der Wissenschaft liegt sehr viel Schönheit. Und was Du findest, sollte immer einfach sein. Wenn etwas wirklich kompliziert wird, dann ist meist irgendwas nicht richtig." Wissenschaft und Kunst verbinden, so vermittelt es das Wissenschaftler- Künstlerpaar, dass beide sich umsehen und mit dem beschäftigen, was die Welt bewegt. Den Blick für Schönheit auch in der Wissenschaft zu entdecken und zu teilen, sehen sie als ihre Aufgabe.

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Mittwoch, 10. Juli 2013 | Text: Nora Koldehoff

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