20 Jahre später sahen die Initiatoren von damals genug Grund für eine neue Veranstaltung. Diesmal allerdings, so die Ankündigung im Mai in der Severinstorburg sollte ein weiterer Aspekt hinzukommen: der Zusammenhang zwischen sozialer Ungerechtigkeit und Neonazismus. „Das wird kein Konzert, das wird eine große Kundgebung einer selbstbewussten Bürgergesellschaft, die sich vieles nicht mehr gefallen lässt", hatte Organisator Karl Heinz Pütz angekündigt. Dafür allerdings war der Chlodwigplatz – 1992 Schauplatz der ersten Arsch huh-Veranstaltung – viel zu klein und nicht gut genug zu sichern. Schon damals war es eigentlich ein Wunder, dass bei rund 100.000 Zuschauern in der Südstadt nichts passierte: Man war allerdings, wie sich Wolfgang Niedecken erinnert, auch sehr überrascht, wie viele Menschen tatsächlich kamen.
Auch diesmal blieb der Platz nicht leer, geschätzte 80.000 Menschen kamen zur Deutzer Werft. Und auch diesmal überraschte die riesige Menge erneut Veranstalter und Polizei – die angrenzende Siegburger Straße wurde sicherheltshaber für den Autoverkehr gesperrt.
Was am Freitagabend unter sternenklarem Himmel an der Deutzer Werft stattfand, wurde weit mehr als ein sentimentales Revival mit Klassentreffencharakter. Hier versicherte sich ein beachtlicher Teil einer deutschen Großstadt ihrer Werte und gab ein Signal nach außen: Solidarität, Mitmenschlichkeit, das gewaltfreie Miteinander von Menschen verschiedenster Herkunft, Ideen, Ziele ist kein sentimentaler Multikulti-Idealismus, sondern kann und muss gelebte Wirklichkeit sein. Eine Alternative gibt es nicht – auch wenn der Kabarettist Jürgen Becker in einem offenen Brief die Heimatbesoffenheit und Folgenlosigkeit der „Arsch huh"-Initiative kritisierte. „Wir weisen auf ein Thema hin", sagte Niedecken hinter der Bühne: „Für die Lösungen sind andere zuständig."
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