Die deutsche Wochenzeitung „Die Zeit" veröffentlichte Spiegelmans Serie schließlich zwischen 2002 bis 2003. Ein Jahr später erschien sie auch als Buch. Mitsamt der inzwischen berühmten Rückseite, die einmal mehr mit einem Tabu brach: Spiegelman stellte dar, was in der visuellen Berichterstattung bis dahin immer ausgeblendet worden war – fallende Personen, wehrlose Opfer: Körper, die bald auf dem Boden aufschlagen würden. Er zeichnete sie aber nicht als Menschen, sondern als Silhouetten von berühmten Comicfiguren. Popeye und Olive sind zu erkennen, Wimpy, Charlie Brown und Happy Hooligan. In den USA wäre das, ein Jahr nach den größten Terroranschlägen in der Geschichte des Landes, nicht möglich gewesen. Für ihn aber, sagt Spiegelman heute, sei das auch ein Schritt der eigenen Traumabewältigung gewesen: „Und das musste ich mit dem machen, was ich konnte: zeichnen." Dichterlesungen und Musik konnten ihm weder Trost spenden noch einen Zugang zur Bewältigung der Ereignisse darstellen. Im Buch erzählt er, dass die einzige Kunst, die seine Abwehr überwinden konnte, die alten Comicstrips waren, weshalb auch verschiedene Charaktere aus Krazy Kat, den Katzenjammer Kids und anderen Strips vom Beginn des vergangen Jahrhunderts, Pionieren der Comics, in der Bildergeschichte auftauchen.
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Dienstag, 25. September 2012 | Text: Nora Koldehoff
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