Nora Koldehoff

Freie Autorin / Freie Journalistin, Köln

3 Abos und 1 Abonnent
Artikel

Die Erde ist schuld

Das Werk/Im Bus/Ein Sturz v.l.n.r.: Thomas Loibl, Michael Weber, Manfred Zapatka, ... © Klaus Lefebvre

Elfriede Jelinek: "Das Werk. Im Bus. Ein Sturz." Inszeniert von Karin Beier im Schauspielhaus Köln


Eineinhalb Jahre ist es inzwischen her, dass die Stadt ihr Gedächtnis verlor. Zwei Menschen kamen ums Leben, als am 3. März 2009 das Historische Archiv am Waidmarkt in der Südstadt einstürzte und unschätzbare Urkunden und Dokumente, Bücher und Fotografien, Akte und Partituren in einem metertiefem Krater in Wasser und Erde versanken. Vieles konnte inzwischen geborgen werden. In welchem Zustand sich die Archivalien befinden, was wohin gebracht wurde, wann die Bestände wieder zusammengeführt werden und wie man sie jemals wieder wird nutzen können – auf all diese Fragen gibt es nach wie vor keine Antwort. Und auch und vor allem nicht auf jene entscheidende nach der Verantwortung für eine Katastrophe, die wohl alles war, nur kein schicksalhaftes Unglück.


Entschuldigen könne sich nur, wer Schuld hat, dröhnt die Stimme des gescheiterten und deshalb faktisch zurückgetretenen ehemaligen Oberbürgermeisters Fritz Schramma aus dem Schnürboden des Schauspielhauses. Sie dokumentiert gleich an mehreren Stellen in Elfriede Jelineks neuem Stück „Ein Sturz" die Unfähigkeit jener, die in Köln dafür bezahlt werden, verantwortlich zu handeln, nun auch Verantwortung zu übernehmen. Denn wer das im Augenblick täte, müsste auch für die Kosten des Einsturzes bezahlen. Moral ist käuflich. Das Publikum lacht Schramma lauthals aus – auch heute noch.


(...)


Das Werk. Im Bus. Ein Sturz.


von Elfriede Jelinek, inszeniert von Karin Beier Gespielt wird noch am 14./ 23. / 24. / 28.11./ 03. / 30.12. im Schauspielhaus Köln.

Alle Vorstellungen sind aber schon ausverkauft.



Text: Nora Koldehoff



Zum Original