Köln. Besonders für die Kleineren ist der Nikolausabend in jedem Jahr ein Highlight. Wo der Mann im roten Mantel und dem weißen Vollbart auch auftritt, die Kinderherzen fliegen ihm zu. Theoretisch kann jeder in das Nikolauskostüm schlüpfen. Doch in der Praxis ist das schwieriger, als man denkt.
Das haben in Köln am vergangenen Samstag 22 ehrenamtliche Helfer aus ganz Deutschland erfahren. Denn sie ließen sich zum Nikolaus ausbilden und stellten dabei fest: Das ist ein Job, der deutlich mehr von einem verlangt, als nur Lieder zu singen und Geschenke zu verteilen.
Einer, der das Geschäft bestens kennt, ist Werner Lerdo aus Erpel in der Nähe von Bonn. „Ich habe in jedem Jahr so 15 Besuche“, sagt er. Lerdo ist Experte bei der Nikolaus-Ausbildung im Jugendpastoralen Zentrum in der Kölner Südstadt. Der 72-jährige ist schon lange als Nikolaus mit dabei.
Seit 20 Jahren besucht Lerdo um den 6. Dezember Kindergärten, Schulen, Familien und Firmen. Gagen für seinen Besuch nimmt er nicht. Bekommt er aber etwas gespendet, unterstützt er damit einen Missionar und einen guten Freund in Chilé.
„Früher habe ich schlechte Erfahrungen mit dem Nikolaus gemacht. Knecht Ruprecht hat mir Angst eingeflößt“, erzählt Lerdo. Er wollte das besser machen und freut sich, dass „der heilige Nikolaus wieder zu einer Figur geworden ist, über die Kinder sich freuen“. Sein erster Tipp ist daher besonders wichtig: Bleiben Sie ein angstfreier Nikolaus, dem das Loben wichtiger als das Tadeln ist.
Denn darum gehe es beim Nikolausfest, sagt denn auch Pfarrer Dominik Meiering: „In der Adventszeit dreht sich heutzutage alles um den Kommerz. Der Weihnachtsmann mit dem Bademantel ist zu einer Figur geworden, die zum Kaufen animieren soll. Wir müssen uns fragen, wie man es erreichen kann, dass Menschen mal wieder eine besinnliche Stunde erleben und sich gegenseitig loben und wertschätzen. Dazu kann der Nikolaus beitragen.“
Dabei ist der Nikolaus bei weitem nicht mehr so präsent in der Bevölkerung wie noch vor einigen Jahren. Wie lange er noch fest in den Köpfen der Kleineren verankert sein wird, sei unklar, meint Pfarrer Meiering und spricht von einem historischen Zeitpunkt: „Es entscheidet sich, ob die kommende Generation den Nikolaus noch kennen wird.“
Doch wie Geistliche nun mal so sind, sie bleiben zuversichtlich. Und tun auch was dafür, dass ihr Optimismus in Erfüllung geht. Bereits zum vierten Mal fand daher schon die Ausbildung zum Nikolaus statt. So wolle man insbesondere jüngere Menschen für das alte Brauchtum begeistern.
Dazu gehört es offenbar auch, mal Worte zu verwenden, die man von einem Pfarrer nicht so ohne weiteres erwarten würde. „Ich habe Bock darauf, dass der Nikolaus wieder in jeder Schule, in jedem Kindergarten und in jedem Verein präsent ist“, sagte er im Gespräch mit Handelsblatt Online.
Worauf sollte ein Nikolaus achten, wenn er unterwegs ist? Klar, die Einsatzgebiete sind zahlreich, und damit wachsen auch die Anforderungen. Vom Hospiz über die Schule bis zum Unternehmen – jede Einrichtung fordert eine andere Vorbereitung.
In Krankenhäusern, Seniorenheimen oder Hospizen sollte immer daran gedacht werden, dass neben den Patienten auch die Pflegerinnen und Pfleger Aufmerksamkeit und Wertschätzung brauchen. „Ich bin sogar bis zum Küchenpersonal gegangen“, berichtet ein Teilnehmer stolz.
Geeignet zum Nikolaus ist nicht jeder, sondern vor allem Personen mit folgenden Eigenschaften: Liebe zu Kindern, Aufgeschlossenheit und Herzlichkeit. Selbstverständlich sollte jeder Nikolaus auch deutlich als solcher zu erkennen sein.
Das passende Gewand besteht aus zehn verschiedenen Teilen, vieles kann man sich aber auch selber herstellen. Besonders auffällig sind der rote Umhang und die Nikolausmütze, beides bekommt man im Fachhandel für Kirchenbedarf oder im Karnevalsshop.
Ein weiteres Erkennungszeichen: Der schneeweiße Rauschebart. Für die Echthaar-Variante muss man etwas tiefer in die Tasche greifen, als für die billige Imitation aus Plastik. „Das alles kann dann schon ganz schön warm werden“, berichtet ein Nikolaus aus eigener Erfahrung.
Auch das Sprechen und Hören durch die mehreren Schichten des Gewandes kann zu einer Herausforderung werden, wenn man noch ungeübt ist. Fehlen sollte auch nicht der Bischofsstab, der traditionell in der linken Hand getragen wird. Das Nikolaus-Buch liegt in der rechten.
Ein Stab lässt sich ganz einfach mit wenigen Materialien aus dem Baumarkt herstellen: Dazu gehört eine Stange, wie zum Beispiel ein Besenstiel oder eine Gardinenstange, und die sogenannte Krümme. Diese kann man aus einem dickeren Stück Holz ausschneiden und mit etwas Leim am Stab befestigen.
Bei der anschließenden Bemalung bieten sich kräftige Farben wie Gold an. Unser Tipp: Nehmen Sie sich Zeit, bereiten Sie Ihren Nikolaus-Auftritt gründlich vor und probieren Sie das Gewand vorher an, damit Sie nicht von den Kindern enttarnt werden. Weitere Informationen, die zum Gelingen Ihrer privaten Nikolausfeier beitragen können, finden Sie auch im Wiki der Nikolausaktion.
Und zum Schluss eines noch: Wichtig sei es, sich „zu besinnen, welche Chancen ein Nikolausdarsteller in unserer Zeit ergreifen kann“, wie Pfarrer Meiering sagte. Denn für die heutige Kirche sei das Brauchtum um den heiligen Nikolaus noch immer sehr wichtig. Schließlich gehe es um das „Schenken als Wertschätzung“, und das dürfe man nicht verlieren.