Noah Gottschalk

Redakteur bei Handelsblatt und freier Journalist

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Deutsches Talent soll Durststrecke beenden

Der neue Hoffnungsträger der Edmonton Oilers: Leon Draisaitl.

Ein deutscher Shooting-Star erfüllt sich seinen Traum von der Profi-Karriere in der amerikanischen Eishockey-Liga. Zu den Top-Verdienern gehört er aber noch lange nicht. Sein neues Team ist seit Jahren ohne Erfolg.

Düsseldorf. In der Nacht auf Donnerstag beginnt die neue Saison der besten Eishockeyliga der Welt, der amerikanischen National Hockey League (NHL). Mit von der Partie ist in dieser Spielzeit ein Kölner Naturtalent: Leon Draisaitl beginnt seine Profikarriere bei den Edmonton Oilers. Das kanadische Team verpflichtete den 18-Jährigen an dritter Stelle der jährlichen Talentauswahl, dem NHL Entry Draft. So früh wurde noch nie ein Deutscher in einer der großen amerikanischen Profiligen gedraftet.

Draisaitl unterschrieb einen Drei-Jahres-Vertrag in Edmonton. Sein Gehalt ist wegen einer internen Regelung, dem „Entry Level Contract", stark reglementiert: Neue Spieler im Alter von 18 bis 21 Jahren dürfen (Stand: 2011) maximal 925.000 US-Dollar pro Saison verdienen, Prämienzahlungen zudem höchstens zwei Millionen Dollar betragen.

Die Summen bei älteren und etablierten Spielern sehen da ganz anders aus. Der 29-jährige Shea Weber etwa, Verteidiger bei den Nashville Predators, ist mit 14 Millionen US-Dollar in der vergangenen Saison der Topverdiener der NHL.

Zu viele Gedanken ans Geld dürfte Draisaitl hingegen nicht verschwenden. Die Fans setzen große Hoffnungen in den Kölner, für den nun der Traum von der Profi-Eishockey-Karriere wahr wird. Sportlich sieht es für sein neues Team, die 1971 gegründeten Edmonton Oilers nicht besonders gut aus. Den riesigen Stanley Cup, die wichtigste Trophäe im weltweiten Eishockeysport, gewann das Team zuletzt 1990. Auch der letzte Conference-Titel liegt schon knapp acht Jahre zurück.

Dass Leon Draisaitl sein Team dieses Jahr zum Titel trägt, verlangt trotz der hohen Erwartungen niemand vom jungen Deutschen. Erst müsse er sich noch eingewöhnen, sagt er selbst. Auch Oilers-Trainer Dallas Eakins merkte an, dass der 18-Jährige noch viel zu lernen habe.

Was die Finanzen angeht, liegt Draisaitls neuer Verein im sicheren Mittelfeld. 400 Millionen Dollar ist der Klub wert, Platz 14 in einer Forbes-Liste der wertvollsten NHL-Klubs aus der vorigen Saison. Platz eins belegen die Toronto Maple Leafs, die ganze 188 Prozent mehr Wert sind, nämlich 1.150.000.000 US-Dollar.

Die Unterschiede zwischen den Top-Vereinen und den schwächeren werden immer größer. Gegenüber den Maple Leafs wirken die Columbus Blue Jackets, im Wert von „nur“ 175 Millionen Dollar, geradezu bemitleidenswert. Trotzdem haben sie sich in der vergangenen Spielzeit für die Playoffs qualifiziert und standen in der Tabelle zuletzt auf Platz 14.

Für Spielergehälter und sonstige Ausgaben haben die Vereine gut ausgesorgt – dank großzügiger Sponsoren. Rund 409 Millionen Dollar pumpten laut sponsorship.com Konzerne wie Pepsi, Reebok, McDonalds oder EA Sports zuletzt in die NHL-Vereine.

Ein deutlicher Trend lässt sich erkennen, schaut man auf die Zahlen der letzten Jahre. Seit Jahren steigt die Bereitschaft der Marketingpartner, immer mehr Geld für Eishockey locker zu machen. Waren es 2010 noch 327 Millionen Dollar, sind 2013 schon 390 Millionen geflossen.

Leon Draisaitl wird nun auch Teil der Marketing- und Sponsoren-Maschinerie. Doch der Druck, der auf ihm lastet, ist vor allem sportlicher Natur: Der junge Profi muss den hohen Ansprüchen gerecht werden. Sein Erfolgsrezept verriet er im Interview mit Spox: Er werde „einfach probieren Tag für Tag besser zu werden und meinen Job zu machen.“

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