In Hollywood wird gestreikt. Erst waren es ab Mai 2023 die Mitglieder der Drehbuchschreiber-Gewerkschaft Writers Guild of America (WGA), mittlerweile streikt auch die Schauspieler-Gewerkschaft SAG-AFTRA. Die Welt schaut genau hin, weil der Streik potenziell den Nachschub von neuen Serienfolgen und Filmen aus den USA erheblich verzögern könnte. Was können wir derweil von Hollywood über den Arbeitskampf lernen?
Besonders die Forderung der Gewerkschaften, dass der Einsatz künstlicher Intelligenz künftig reguliert werden muss, sollte auch hierzulande Schule machen. Gerade die Masse nicht hoch bezahlter Schauspieler sieht sich mit einer einfachen Bedrohung ihrer Existenzgrundlage konfrontiert und sucht nach Schutzmechanismen gegen den Einfluss der KI auf ihre Arbeit.
In einer Pressekonferenz zu dem Streik sagte ein Verhandlungsführer der Gewerkschaft, dass die Studios im Tausch gegen einen Tageslohn die Rechte zum Scannen und Verwenden des Bildes eines Schauspielers „für den Rest der Ewigkeit" anstrebten. Damit wären diese quasi arbeitslos.
Das ist kein nachhaltiges GeschäftskonzeptKI ist eine Machtfrage, und die Streikenden stellen die Machtfrage. Solange es keine vernünftigen KI-Regulierungen gibt, wird es die Aufgabe von Gewerkschaften und Tarifverträgen sein, diese zugunsten von Beschäftigten zu regeln - auch hierzulande. Die Studios selbst setzen auch zunehmend auf KI, weil sie Kosten sparen müssen. Netflix ist wahrscheinlich das bekannteste und vermutlich auch erfolgreichste Streaming-Unternehmen und damit einer der größten Konkurrenten der Traditionsstudios, aber schon lange nicht mehr der einzige.
Tech-Unternehmen, die auch schon in anderen Plattformbereichen sehr erfolgreich sind (wie Apple und Amazon), machen Netflix genauso Konkurrenz wie traditionelle Hollywoodstudios à la Paramount und Disney, die mittlerweile ebenfalls ins Geschäft eingestiegen sind. Im Grunde unterscheiden sie sich dabei wenig von anderen Plattformen: Mit einigen exklusiven Serien und einem breiten Angebot, das dem der anderen Anbieter gleicht, buhlen sie um Kunden, die Abos abschließen - um am Ende die Streaming-Plattform zu sein, die überlebt. Das ist kein nachhaltiges Geschäftskonzept.
Wie schlecht die Löhne für die meisten Beschäftigten jetzt schon sind, hat der Drehbuchschreiber Alex O'Keefe eindrücklich im US-amerikanischen Fernsehen geschildert. Während der Streaming-Anbieter Hulu mit der Serie The Bear einen großen Hit gelandet hat, lebt er als dessen Drehbuchschreiber unter der Armutsgrenze. Gar nicht mal so glamourös.