Nina Scholz

Journalistin: Tech-Unternehmen, Gewerkschaften

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Leute mit Issues: Die Netflix-Serien »Jessica Jones« und »Master of None« punkten mit Diversität - gut fürs Geschäft



Am 20. November 2015 war es so weit. Marvel schickte mit »Jessica Jones« seine erste weibliche Superheldin ins Rennen um die vordersten Plätze im Fernsehseriengeschäft. Seit der Comicverlag ins Blockbusterbusiness eingestiegen ist, hatten gerade weibliche Fans immer wieder vergeblich darauf gehofft. Ganz kurz, vor ein paar Jahren - Superheldenfilme wurden gerade so richtig erfolgreich - hatte es sogar mal so ausgesehen, als ob es klappen könnte. Joss Whedon, der Mann, der die Vampirjägerin »Buffy« erfunden hat (1), sollte gerüchteweise die Regie für einen »Wonder-Woman«-Film übernehmen. Aber für »Wonder Woman« kam alles anders: Joss Whedon wurde Regisseur der beiden »Avengers«-Filme von Marvel.

Der »Wonder-Woman«-Film wurde bis heute nicht gedreht und auch kein anderer Superhelden-Blockbuster mit einer Frau in der Hauptrolle. Das hat vor allem ökonomische Gründe: Um einen Film zu produzieren, der ökonomisch erfolgreich ist, sind hohe Investitionen nötig. Eine Frau in der Hauptrolle schien zu risikoreich, der männliche, weiße Superheld hingegen ist ein einfaches, erfolgreiches und leicht reproduzierbares Konzept.

Mit »Jessica Jones« ist jetzt alles anders - und das nicht nur, weil sie eine Frau mit Superkräften ist. Jessica Jonas ist »a hard-drinking, short-fused mess of a woman«, wie ihre Romanze Luke ihr schnell bescheinigt, und lebt ein ordentlich abgehalftertes Leben als Privatdetektivin im New Yorker Stadtteil Hells Kitchen. Hier leben die dunklen Gestalten. Es gibt Armut, Drogensucht und dreckige Spielunken. Jessica haust in einer heruntergekommenen Wohnung, die auch als Büro dient. Hier nimmt sie die Aufträge ihrer Klient_innen entgegen; meist geht es darum, dass sie fremdgehende Ehepartner_innen bespitzelt. In ihrer Freizeit trinkt sie Unmengen harten Alkohol und hält sich von anderen Menschen fern. Klingt nach einer klassischen Hard-Boiled-Story.


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