Als ich das Lied leichter//kälter von Edwin Rosen zum erstem Mal höre, steht die Welt gerade ziemlich still. Es ist dunkelster Lockdown, Anfang Februar und ein grauer Tag in München. Das Lied klingt nach 80s und New Wave, 140BPM ballern über melancholische Synthie-Akkorde. Dazu singt eine tiefe Stimme über die Entfremdung zweier Menschen. leichter//kälter passt gut in diesen pandemischen Winter, denke ich.
Weil ich wissen will, wer Edwin Rosen ist, fange ich an zu googlen. Ich finde im Internet nur Posts, in denen Leute schreiben, dass sie nichts über Edwin im Internet finden. Bisher hat er vier Songs auf Spotify veröffentlicht. Drei haben über 500.000 Klicks, leichter//kälter sogar über 3.000.000. Ich bin nicht der Einzige, dem dieser Künstler in die Pandemiezeit passt. Mein Mitbewohner sagt mir, dass er in Tinder-Bios von Menschen, die er nach rechts wischt, gerade vor allem einen Song sieht: leichter//kälter von Edwin Rosen.
Auf dem Cover von leichter//kälter ist ein Riesenrad zu sehen, davor eine Straße. Vor einer Kneipe hängt ein Schild, auf dem „Schwaben-Bräu“ steht. Es ist der einzige Hinweis über Edwins Leben, dass man zu dieser Zeit im Internet findet. Ich schreibe Edwin auf Instagram. Er antwortet ein paar Tage später, dass er mich gerne anrufen kann.
Edwin sagt am Telefon, dass er 22 Jahre alt ist und aus der Nähe von Stuttgart kommt. „Schwaben-Bräu“, denke ich. Er studiert in Tübingen die Fächer Englisch und Philosophie auf Lehramt. Edwin klingt schüchtern und sagt, dass er gerade in seiner WG sitzt und, wie wir alle, nicht so richtig weiß, wohin mit sich. Er hat bisher alle Anfragen abgesagt und noch nie ein Interview gegeben.
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Der Text über Edwin Rosen ist im Magazin "Das Wetter" erschienen. Sie können es hier bestellen.
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