Nicolas Rose

Referent bei der bpb, Bonn

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So erlebten Bayern- und BVB-Fans das DFB-Finale

Nach dem Sieg der Bayern gibt es beim Fanclub der „Roten Barone“ kein Halten mehr. Den BVB-Fans steht im Gegensatz dazu die Enttäuschung nach der Niederlage ins Gesicht geschrieben. Foto: nro

Münster - Es ist kurz vor 23 Uhr am Samstagabend. Eine laue Sommernacht, in der man sich Besseres vorstellen kann als in einer Kneipe zu sitzen. Doch für die Davidwache gilt das an diesem Tag nicht, denn es ist DFB-Pokalfinale. Gerade hat der FC Bayern den BVB geschlagen. Im Elfmeterschießen. Aus der Kneipe dringt kein Licht nach außen, die Fenster sind zugehängt. Nur ein Gesang ertönt und breitet sich über die Straße aus: „Mia san die Bayern. Die Bayern."

Ein Nebenraum in der Mensa am Aasee. Die zweite Halbzeit läuft bereits und es steht immer noch 0:0. Nur in der Ecke finden sich ein paar einsame BVB-Fans. Die Stimmung ist gedrückt, sie gleicht dem Spiel ihrer Mannschaft. Irgendwie ist man dabei in diesem Finale, aber eigentlich ohne Chance. Das weiß auch Alexis Vrachimis. „Hauptsache der BVB holt den Sieg - scheißegal wie!"

Alexis ist angespannt und macht deswegen eine Zigarettenpause. Der gebürtige Zyprer steht direkt vor dem Fenster, den Blick starr auf den Bildschirm gerichtet. BVB-Fan ist er von Kindesbeinen an. „Mein Onkel hat mir damals ein Trikot geschenkt", erzählt er grinsend. „Ich mochte dieses fluoreszierende Gelb." Seitdem hat ihn der Verein nicht mehr losgelassen, und eins war klar: Sobald er in Deutschland ist, muss er ins Westfalenstadion. Ein Erlebnis, das ihn geprägt hat. „Wenn man einmal im Stadion war, dann ist man immer BVB-Fan!"

Währenddessen schleppt sich das Spiel dahin. Die Bayern werden im Verlauf der zweiten Hälfte immer stärker, aber ein Tor will ihnen nicht gelingen, so geht es in die Verlängerung. „Es ist ein taktisches Spiel", erklärt Sandro Heiner. Er ist der Chefwirt der Davidwache und Bayern-Fan. Deswegen hat der Fanclub der „Roten Barone" die Kneipe zu seinem Stammlokal gemacht. Jede erfolgreiche Aktion der Bayern wird hier beklatscht und besungen. Den Fans ist es egal, ob das Spiel gut ist - für die Unterhaltung sorgen sie schon selbst.

In den großen Sälen der Aaseemensa ist es still. Die Atmosphäre ist angespannt. Es steht 3:3 im Elfmeterschießen, doch die Bayern können mit dem letzten Strafstoß alles klar machen. Viele BVB-Fans halten sich die Augen zu, sie scheinen zu ahnen, was kommen wird. Torwart Bürki wirft sich in die rechte Ecke, aber so sehr er sich auch streckt, er kann den Ball einfach nicht erreichen. Ein Aufschrei geht durch die Menge, das Spiel ist verloren. Die Hoffnung aber bleibt: „Vielleicht nächstes Jahr!", sagt ein Fan und spricht damit allen anderen aus der Seele.

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