Auf seiner Europatour, auf der er sein im Mai erschienenes Album „Truth" präsentiert, machte der Komponist und Pianist Alexis Ffrench in den deutschen Städten Hamburg und Berlin Station. Neneh Sowe sprach mit ihm über sein neues Album und über seine Visionen, die klassische Musik demokratischer und inklusiver zu machen.
Auf der Suche nach WahrheitGrundlage für das erschienene Album waren Eindrücke und Emotionen der Black-Lives-Matter-Bewegung im Jahr 2020 und des Lockdowns. Ffrench ging mit dem Album „Truth" - Wahrheit - auf die Suche nach seinem Platz in dieser Welt als Schwarzer Komponist und Pianist.
„Ich glaube, die Wahrheit liegt für mich darin, dass ich mir zum ersten Mal Fragen zu meiner Bestimmung gestellt habe."
Seine bewusste Positionierung in dieser Zeit war ein Prozess, aus dem das Album hervorging. Ffrenchs Intention war es dabei, in Zeiten überlappender Krisen Hoffnung zu verbreiten.
„Das Album wurde als eine Elegie auf die Hoffnung geschrieben. Es entstand an dem Morgen nach dem Mord an George Floyd. Ich war sehr erschüttert, wie alle vernünftigen Menschen es waren."
Musik, die Trost spendet„Guiding Lights" ist ein Song, der heraussticht. Umgeben von mitreißenden Stücken mit Symphonieorchester, steht „Guiding Lights" als ein Piano Solo da. Mit diesem Stück wollte Ffrench Trost spenden, all denen, die in der Pandemie geliebte Menschen verloren haben. Er wollte einen Song schreiben, der spricht, wenn Worte nicht genug sind.
„Der Tod eines geliebten Menschen ist immer bewegend und zutiefst berührend. Aber ich denke, dass dies im Zusammenhang mit der Pandemie ganz besonders der Fall war, weil wir von den Dingen getrennt waren, die wir normalerweise tun würden, um einen Menschen zu verabschieden. Zum Beispiel zu Beerdigungen gehen, einander halten und unter Menschen sein."
Die klassische Grundlage wird im Album vor allem durch Symphonieorchester deutlich, die viele der einzelnen Stücke untermalen. Dennoch erinnert die Struktur der Stücke auch an Popmusik, wie zum Beispiel der Song „One Look", der gemeinsam mit der Sängerin Leona Lewis entstanden ist.
Ffrench wurde klassisch ausgebildet, hörte aber viele verschiedene Musikrichtungen, von Soul über Hip Hop, Ragtime und Jazz. Er schätzt in jeder Musik vor allem das Handwerk und wollte durch verschiedene Einflüsse in seinen Kompositionen ein Zuhause für Menschen schaffen.
„Was ich wirklich an jeder Musik schätzte, ist das Handwerk. Das Handwerk, im Grunde ein perfektes Stück Musik zu schreiben, das zusammenhängend und schlüssig klingt und glaubwürdig und authentisch ist."
Barrieren abbauenAls Teil seiner Arbeit als Musiker sieht Alexis Fffrench nicht nur die Musik an sich, sondern auch das Engagement für jüngere Menschen, die von Diskriminierung betroffen sind und für die Barrieren immer noch sehr hoch sind.
Seit kurzer Zeit ist Alexis Ffrench nun der erste künstlerische Direktor der Royal Schools of Music. Auch mit dieser Position erhofft er sich, Veränderungen in der klassischen Musik zu schaffen und Barrieren abzubauen
Ein weiteres Ziel ist es, klassische Musik inklusiver zu machen und zu demokratisieren. Das erfordert neben finanziellen Mitteln auch viel Zeit und Organisation der Erziehungsberechtigten, wie Ffrench betont.
„Klassische Musik zu machen, bedeutet oft, dass man jemanden braucht, der einen herumfährt. Es gibt viele Leute mit viel Talent aus alleinerziehenden Familien, die vielleicht nicht die Mittel haben, alles stehen und liegen zu lassen, um die Kinder zum Musikunterricht zu fahren."