Mitten in der Nacht fahren immer mehr Autos ins Industriegebiet in Köln-Porz. Kino in Coronazeiten bedeutet eben, nachts um halb 1 für einen USK-18-Film auf einen abgelegenen Platz zu fahren. Das Drive In Porz zeigt den Horrorfilm „Countdown", unter den Zuschauer*innen ist auch die Kölnerin Marie Lauterbach mit einer Freundin. „Am Anfang habe ich mich schon in der Enge gegruselt, andererseits war ich froh, das Auto schnell abschließen zu können", sagt sie. Sie hat sich mit ihrer Freundin in rote Decken gekuschelt. Die Decken halten nicht nur warm, sie schützen im Zweifel die Augen auch vor allzu gruseligem „Countdown"-Horror.
Das Drive In Porz mit seinen 1000 Plätzen ist eines von bundesweit fünf Autokinos der Kette. Sie unterhalten ansonsten noch Kinos in München, Stuttgart, Gravenbruch bei Frankfurt und Essen. Jährlich haben sie 250 000 bis 300 000 Besucher*innen, aktuell sind die Autokinos beliebter denn je. Pressesprecher Heiko Desch beobachtet einen regelrechten Ansturm, 2020 dürfte ein Rekordjahr werden. Gab es 2019 laut der Filmförderungsanstalt (FFA) bundesweit noch 18 Autokinos, so vervielfacht sich die Zahl dieses Jahr.
Geld verdienen in CoronazeitenKlar, denn in normalen Kinosälen verbreitet sich Corona besonders leicht. Wenige wollen sich aktuell gefährden und stundenlang mit dutzenden Fremden in einem stickigen Raum sitzen. Langsam öffnen die Kinos zwar wieder, etwa in Hessen seit Kurzem mit 1,5 Meter Abstand, Teilnehmerlisten, pro Person 5 Quadratmeter Platz. Doch bis zur cineastischen Normalität dauert es wohl noch.
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Doch wie sollen Kinos in Coronazeiten Geld verdienen? Die Initiative „Hilf deinem Kino" verlagert die Werbung vor dem Film ins Internet. Interessierte wählen ihr Lieblingskino aus, schauen Spots online und unterstützen so gezielt. Ansonsten rufen etwa die Kalker Lichtspiele aus Köln dazu auf, Gutscheine zu kaufen, die bei der NRW-Wiedereröffnung Ende Mai nutzbar sind. Doch das eigentliche Kinoerlebnis gibt es derzeit vor allem im Freien, im Auto, wie in Porz bei Marie Lauterbach.
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