Nicht nur WOMAN wird 20 - auch ich bin es gerade geworden. Was muss ich laut Internet-Bucket-Lists alles in meinen Twenties erleben? ... Und will ich das überhaupt?
Ob "100 Dinge, die du mit 20 erleben musst", "Die ultimative Bucket-List für deine 20s" oder "Das muss man getan haben, bevor man 30 wird" - im Internet finden sich unzählige Vorschläge und Must-Do's für das Leben als Frau zwischen 20 und 29. In seinen sogenannten Twenties muss man laut den Listen alles einmal ausprobieren und gleichzeitig sein Leben auf sich zukommen lassen, eine Eigentumswohnung haben, Karriere machen und frei sein. Ich habe die gängigsten Erwartungshaltungen an Menschen in ihren Zwanzigern gefunden und gemerkt, dass für mich, gerade 20 geworden, einiges davon gar nicht so reizvoll ist...
"Probiere einen verrückten Frisurentrend aus"Vielleicht bin ich ein bisschen langweilig - oder habe einfach keine Lust auf kaputte Haare - aber das außergewöhnlichste, das ich mit meinen Haaren machen würde, ist sie ein paar Zentimeter abzuschneiden oder Balayage auszuprobieren. Wer ebenfalls mit dunklen Haaren geboren ist, versteht, dass eine hellblonde Mähne in absehbarer Zeit nicht mein Go-To Hairstyle wird (so schön, aber die Bleaching-Schäden... Nein, danke!). Trotzdem: Mit Curtain-Bangs liebäugle ich schon eine Weile...
"Lerne, mit Geld umzugehen"Im Idealfall sollte man sich laut Internet-Ratgeber mit 20 schon ein Vermögen aufbauen, Geld investieren und gleichzeitig auf die Altersvorsorge achten. Parallel dazu soll man seine Zwanziger aber auch nutzen, um Geld unbedacht für Partys und Co auszugeben - was jetzt? Wenn man sich mit Mitte 20 noch nicht jeden Monat ein paar hundert Euro zum Investieren oder Sparen zur Seite legen kann, ist das aber ganz normal. Man will sich, besonders wenn man seine ersten Vollzeitjobs und -gehälter bekommt, ja auch etwas gönnen (Führerschein!). Da muss man das Sparen am Anfang vielleicht noch nicht ganz so ernst nehmen.
"Lege dir ein Haustier als Begleiter zu"Ein Wort: Ja.
"Reise alleine um die Welt"Und das am besten im Van und am besten ein Jahr lang. Ja, das ist bestimmt aufregend und eine Erfahrung, die man nie vergisst, aber: Muss ich mehrere Monate lang alleine weg sein, um mich selbst zu finden? Reicht da nicht auch ein paar Mal meditieren...?
"Lass dir ein Tattoo stechen"Alle mit einer niedrigen Schmerztoleranz heben mit mir die Hand! Auch wenn es seinen Reiz hat, sich etwas Bedeutungsvolles (oder auch Bedeutungsloses) für immer unter die Haut stechen zu lassen, habe ich so meine Zweifel, ob ich das ohne Heulkrampf und ständigem Wegzucken überstehen würde. Das Ergebnis überschattet (hoffentlich) die Schmerzen beim Stechen, so ganz geheuer ist mir das stundenlange unter einer Nadel liegen aber nicht. Zumindest noch nicht, irgendwann muss mein Sternzeichen nämlich schon auf meinem Körper verewigt sein - woher sollen die Menschen sonst wissen, dass ich Teil der Gen Z bin?
"Probiere Bungeejumpen oder Skydiven aus"Wofür gibt es die Komfortzone, wenn ich sie jetzt verlassen soll? Ich passe an dieser Stelle...
"Finde die perfekte Skincare-Routine"Noch bin ich weit davon entfernt, die optimale Gesichtspflege für mich gefunden zu haben. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht einmal genau, was meine Haut braucht und welche Produkte ich verwenden sollte. Momentan probiere ich da noch viel herum und sehe es schon als Erfolg, wenn mir eine Creme keine Unreinheiten beschert... Ich glaube, da geht noch mehr. In meinen Zwanzigern kommt also auf meine To-Do Liste, dass ich mich intensiver mit meiner Haut beschäftige. Der Status Quo ist aber, dass ich googlen muss, ob Öl oder Creme zuerst auf mein Gesicht kommen... Und wann soll ich eigentlich mit Anti-Aging Produkten anfangen?
"Lebe alleine"Auch wenn ich Hotel Mama (noch) sehr genieße: Ich kann es kaum erwarten, alleine zu wohnen - meine Interiordesign-Merkliste auf Pinterest will schließlich auch einmal zum Einsatz kommen. Wenn man das aber anders sieht und nicht den Drang nach räumlicher Unabhängigkeit hat, ist nichts verwerflich daran, auch nach dem Schulabschluss oder Studium zuhause zu leben. Dabei spart man sich nicht nur Geld, sondern kann auch noch ein paar weitere Jahre bequem sein und die Kochkünste der Eltern genießen.
Was ich mir jedenfalls fix vornehme: Nicht alle Erwartungen, schon gar keine, die mir das Internet auferlegt, zu erfüllen. Ich meine, das Leben ist mit dem 30. Geburtstag ja nicht vorbei. Zumindest glaube ich das...