Ullmanns Interpretation des Theaterstücks von August Strindberg spielt auf einem irischen Landsitz gen Ende des 19. Jahrhunderts. Während der Mitsommernacht tanzt Miss Julie mit ihrem Diener Jean und ist fasziniert von seiner Belesenheit und Erfahrung. Gleichzeitig kommandiert sie ihn herum, indem sie ihn beispielsweise ihre Schuhe küssen lässt. Jean ist sichtlich abgestoßen, doch er kann sich seiner Schwärmerei für Miss Julie nicht entziehen. Ein Kampf beginnt, bei dem mal der Eine, mal der Andere dominiert und beide an den Widersprüchen zwischen Standesdenken und ihren Wünschen zu zerbrechen drohen.
Miss Julie ist eine meisterhafte Darstellung der widersprüchlichsten und auch widerwärtigsten Seiten der menschlichen Natur. Der ständige Rollenwechsel ist faszinierend anzuschauen, doch eine halbe Stunde weniger oder ein Ortswechsel mehr hätten dem Film vielleicht gut getan. Triebhaftigkeit, Habgier, Liebe und Hass finden auf engstem Raum statt, was mit der Zeit immer erdrückender wirkt. Ähnlich wie die Charaktere wünscht man sich fort, auszubrechen aus diesem Sumpf der großen Gefühle, in dem sich die Charaktere immer weiter verfangen.