Nadine Sander

Autorin und Formatentwicklerin

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Rezension

Vom Endboss zur Endzeit

Drei Jahre, eine Südamerika Reise und unzählige Foto-Sessions mit Best Buddy Paul Ripke später, veröffentlicht Marteria im Sommer 2017 sein neues Album Roswell. Nach dem erfolgsgekrönten Geschwister-Gespann Zum Glück in die Zukunft I und II, hat sich der Ex-Fußballer nun wieder zurück in die Deutsche Musikszene gebeamt. Die neue Platte erinnert hingegen wenig an alte Manieren. Während ZGIDZ II mit ruhigen und bedachten Klängen die Hörer in die Welt des heimatverbundenen Reisenden eintauchen lässt, ist Roswell alles andere als das. Düstere, verruchte und mysteriöse Klänge lassen den grünen Rauch von Marsimoto durch die letzten Lila Wolken schimmern, ohne, dass man das verzerrte Ego Gestirn zu hören bekommt.


Seinen Hang zu lyrischen Wortspielen findet auch auf der neuen Platte zwischen zwölf Tracks seinen Platz. So skizziert der 34-jährige in Liedern wie Skyline mit zwei Türmen seine Zeitreise nach New York um die Jahrtausendwende: drogenreich, chaotisch und hilflos. In Tauchstation verabschiedet sich Marten „zwischen Höhenflug und Tiefenrausch“ von seinem einstigen Partyleben, das ihm 2015 fast die musikalischen und wortwörtlichen Adern kappte. Wochenlange Jamaika Reisen gehen auch an einem Marsimoto nicht spurlos vorbei. Doch selbst er kann wohl dem Endboss entkommen.


Roswell bietet neue akustische und beatreiche Facetten. Kontinent-übergreifende Klänge sind hier hörbarer denn je. Wie zuvor zieht der Rapper seine Inspirationen aus Reisen rund um den Erdball. Mit El Presidente und Elfenbein finden erstmals südamerikanische und afrikanische Klänge des Anglers Einzug in seiner Musik. Beats, die passen, überzeugen und mitreißen.


Produziert ist das Album bereits zum dritten Mal von den Rostockern „The Krauts“. Ebenso bei den Features greift der Rapper auf alte Bekannte zurück: Miss Platnum und Yasha sollen mit dem Song Elfenbein für den nächsten Radio Hit sorgen. 


Wohl wahr ist Roswell anders als die Alben zuvor. Lyrisch weiterhin anspruchsvoll, akustisch breit gefächert. Der Rostocker Poet ist älter geworden. Der Blue Marlin gefangen und damit einer seiner Lebensträume erfüllt: „Aufgeben ist erbärmlich und ein Begriff, den ich nie lernte“. Marten Laciny zeigt uns auf seiner neuen Platte eine andere Seite seines musikalischen Schaffens und glänzt mit fortschreitender Diversität.

 

4,5 von 5 Sternen