BRADENTON / FLORIDA - David Abraham, Kapitän der Frankfurter Eintracht, spielt seit knapp vier Jahren beim hessischen Fußballbundesligisten. Nach einer langwierigen Wadenverletzung will der Abwehrchef der SGE mit seinem Team in der Rückrunde wieder voll angreifen. Am Rande des Trainingslagers in Florida hat er sogar vorsichtig über Champions-League-Träume gesprochen.
Herr Abraham, wie geht es Ihnen nach der Verletzung?
„Ich fühle mich gut. Es ist schön, dass ich im neuen Jahr direkt wieder mit der Mannschaft trainieren kann. Wenn es so weitergeht, dann spricht Vieles dafür, dass ich gegen Freiburg einsatzbereit bin."
Seit Sie hier sind, hat die SGE noch nie so schönen und erfolgreichen Fußball gespielt wie im letzten halben Jahr. Worin sehen Sie die Gründe dafür? „Wir haben von der Stärke der gesamten Mannschaft und vor allem von unserem Sturmtrio profitiert. Das war und ist der Wegweiser für uns. Wir wissen, dass wir vorne brandgefährlich sind. Das gibt der gesamten Mannschaft sehr viel Selbstvertrauen."
Ganz ehrlich: Haben Sie vor der Saison, wo viele Leistungsträger den Klub verlassen haben und der neue Trainer sich erst einmal eingrooven musste, mit einer solchen Leistungsexplosion gerechnet?
„Ehrlich gesagt nicht. Nach den ersten beiden Pflichtspielen haben wir festgestellt, dass noch ein langer Weg vor uns liegt. Aber wir sind damit sehr professionell und diszipliniert umgegangen. Wir haben jeden Tag im Training versucht, das umzusetzen, was der Trainer von uns erwartet. Und dann kamen ja auch die Ergebnisse."
Wohin kann die Reise diese Saison für die Eintracht gehen?
„Ich bin bei solchen Prognosen eher der vorsichtige Typ. Vorstellen kann man sich aber natürlich Vieles. Warum sollten wir nicht versuchen, einen Angriff auf die Champions League-Plätze zu starten? Wir träumen immer von so etwas. Alles andere wäre doch gelogen. Aber dennoch müssen wir auf dem Boden bleiben und jetzt an unsere guten Leistungen aus der Hinrunde anknüpfen."
Worin sehen Sie noch das größte Steigerungspotenzial?
„Wir müssen hin und wieder ein bisschen konstanter spielen. Und wir brauchen auch das nötige Spielglück. Das hatten wir vor allem in der Phase, wo es so gut lief. Das müssen wir durch Konstanz erzwingen."
Wie definieren Sie Ihre Aufgaben als Kapitän?
„Ich versuche immer - egal ob ich Kapitän bin oder nicht - alles zu ordnen und meine Erfahrung an junge Spieler weiterzugeben. Ich habe durch meine Erfahrung inzwischen auch eine gewisse Distanz, die oftmals sehr hilfreich ist, um junge und neue Spieler zu sensibilisieren und darauf vorzubereiten, was sie alles erwartet."
Eine der schönsten Aufgaben als Kapitän war es wohl, den DFB-Pokal in Berlin in den Himmel zu recken. Was haben Sie in diesem Moment gefühlt?
„Das kann man gar nicht beschreiben. Da fehlen mir immer noch die Worte. Als Kapitän von Eintracht Frankfurt ist solch ein Moment noch viel besonderer als er es für große Mannschaften wie Bayern München oder den FC Barcelona ist, für die ein Titelgewinn beinah schon Tagesgeschäft ist. Wir haben den DFB-Pokal mit so viel Aufopferung gewonnen. Und das nach 30 Jahren. Wir haben Geschichte geschrieben. Und die Erinnerungen an diesen Tag sind noch sowas von präsent. Je mehr Zeit vergeht, desto präsenter werden sie. Ich habe immer noch Gänsehaut, wenn ich an die Augenblicke in Berlin zurückblicke."
Sie sind seit vier Jahren in Frankfurt und haben noch einen Vertrag bis 2021. Warum passt es zwischen Ihnen und er Eintracht so gut?
„Hier ist alles zusammengekommen. Die Mannschaft hat mir vom ersten Moment an gefallen. Das Stadion und die Atmosphäre durch die Fans haben mir sehr imponiert. Frankfurt ist einer der besten Adressen in Europa. Es ist eine schöne Stadt, in der ich mich sehr wohl fühle und meinen Alltag genießen kann. Über die Vertragsverlängerung habe ich mich sehr gefreut. Ich hoffe natürlich, dass der Körper mitmacht. Dann wäre Frankfurt für mich vor meiner Rückkehr in meine Heimat Argentinien die letzte Station für mich."
Also wollen Sie Ihre Karriere bei der Eintracht beenden? Und können Sie es sich vorstellen, danach eine Funktion im Verein zu übernehmen?
„Darüber mache ich mir aktuell noch nicht viele Gedanken. Ich denke, dass ich in drei Jahren dann auch noch in Argentinien spielen könnte. Dann könnte mich mein Sohn vielleicht auch nochmal spielen sehen, er ist ja noch recht jung. Aber auf jeden Fall werde ich die Kontakte zur Eintracht immer aufrechterhalten. Ich bin sehr dankbar über das, was mir hier zu Teil wurde. Die Eintracht hat mich nachhaltig geprägt."